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Wie riskant ist der Türkei-Urlaub?
Der Konflikt zwischen Deutschland und der Türkei spitzt sich zu. Mehrere Deutsche sind in türkischer Haft. Das Auswärtige Amt hat seine Reisehinweise verschärft. Wie riskant ist eine Reise an den Bosporus?
von Thomas Schulz
Wie riskant ist der Türkei-Urlaub?
© pockygallery / 123rf

Lange Zeit war die Türkei eines der beliebtesten Urlaubsländer der Deutschen. Ob Strandurlaub in Antalya, Ballonfahrten in Kappadokien oder Stadtkultur in Istanbul – deutsche Touristen waren immer mit dabei. Das hat sich seit 2015 dramatisch verändert. Aufgrund zahlreicher Terroranschläge auch auf Urlauber und aufgrund der unsicheren politischen Gesamtlage sind die Besucherzahlen zuletzt um mehr als ein Drittel eingebrochen. Seit einigen Monaten wirbt die Türkei verstärkt um Urlauber aus Deutschland. Aber es hilft nichts. Sowohl in den Urlaubsregionen als auch in den Großstädten sind Hotelbetreiber in Bedrängnis, über den letzten Winter mussten viele schließen. Und auch die Geschäfte machen reihenweise dicht, nicht nur in der Istanbuler Innenstadt.

Verschärfte Reisehinweise zur Türkei

In den letzten Tagen hat sich die Lage erneut verschärft. Mitte Juli wurde der Berliner Menschenrechtler Peter Steudtner in Istanbul festgenommen. Inzwischen wurde Untersuchungshaft verhängt. Er ist neben den Journalisten Deniz Yücel und Mesale Tolu der neunte deutsche Staatsbürger in türkischer Haft. Allen wird Unterstützung von Terrorismus vorgeworfen. Die Anklagen sind substanzlos. Mehr als 50.000 Menschen wurden türkeiweit seit dem Putschversuch vom Sommer 2016 unter ähnlichen Vorwürfen inhaftiert, mehr als 130.000 verloren ihre Jobs, Zehntausende wurden enteignet. Die inhaftierten Deutschen nutzt Ankara als Druckmittel gegen Berlin und fordert die Auslieferung türkischer Bürger, die hier Asyl erhalten haben, darunter den Journalisten Can Dündar.

Aufgrund der Zuspitzung hat das Auswärtige Amt (AA) nun seine Reisehinweise verschärft, allerdings noch keine Reisewarnung ausgesprochen. Das AA fordert Türkeireisende nun zu „erhöhter Vorsicht“ auf. Aber wie gefährlich ist die Lage tatsächlich?

In den letzten Monaten hat es keine Terroranschläge mehr gegeben. Es ist aber nicht auszuschließen, dass der Islamische Staat oder auch die PKK jederzeit wieder innerhalb von Großstädten zuschlägt. Das Anschlagsrisiko besteht also. Größer ist jedoch die Gefahr durch Behördenwillkür. Jeder, der sich gegen die Regierung ausspricht, riskiert, als Terrorist verhaftet zu werden. Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir frage unlängst: „Was kommt als nächstes? Unternehmer oder Touristen?“

Türkei-Urlaub birgt Risiken für Deutsche

Einerseits ist davon auszugehen, dass Touristen eher einem geringen Risiko ausgesetzt sind, da die Türkei auf Einnahmen aus dem Tourismus dringender denn je angewiesen ist. Andererseits ist die Staatsmacht unberechenbar. Wer in die Türkei reist sollte sich in jedem Fall von Demonstrationen und Kundgebungen fernhalten und sich, bevor er Fotos macht, vergewissern, dass dies auch erlaubt ist. Von politischen Diskussionen oder Aussagen sollte man Abstand nehmen. Außerdem sollte man möglichst vor Reiseantritt Auf Smartphone und Laptop den Browserverlauf löschen. Der Besuch kritischer Websites (dazu können normale deutsche Nachrichtenmedien gehören) kann bei einer Durchsuchung falsch gedeutet werden. Auch auf Kommentare in Sozialen Medien gilt es, zu verzichten. Wöchentlich werden im Schnitt 60 Menschen in der Türkei deswegen festgenommen.

Doch auch wenn man sich übervorsichtig verhält, gibt es derzeit keine Garantie auf Sicherheit. Auch der deutsche Pass ist kein ausreichender Schutz. In der Türkei existiert keine Gewaltenteilung und keine freie Justiz mehr. Auch die deutschen Konsulate können für die im Moment inhaftierten Deutschen nicht viel tun. Das reale Risiko für den einzelnen Urlauber mag zwar gering sein – insgesamt ist eine Türkeireise im Jahr 2017 aber keine gute Idee.

von Thomas Schulz

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