Der Online-Handelsgigant Amazon steht immer wieder in der Kritik und gibt Anlass zu kontroversen Debatten. Trotzdem ist das Unternehmen auch in Deutschland enorm erfolgreich. 90 Prozent derer, die im Internet einkaufen, kaufen bei Amazon, ergab eine Umfrage von PwC im Jahr 2017. Die Gründe sind klar: Amazon ist nicht nur der erfolgreichste, sondern auch der bekannteste Online-Händler. Das Sortiment ist riesig. Es gibt fast nichts, was man dort nicht bekommt. Der Service gilt zudem als erstklassig. Und viele denken sich: Warum soll ich mir Accounts bei zig Händlern anlegen, wenn einer für alles reicht, was ich brauche?
Amazon steht in der Kritik
Der Gedanke ist nachvollziehbar. Amazon kommt unserer Bequemlichkeit entgegen. Aber zu welchem Preis? Denn nicht nur der stationäre Handel leidet, auch andere Online-Händler können gegen den Marktführer kaum bestehen. Dabei bieten viele einen vergleichbar guten Service, liefern schnell und versandkostenfrei. Bücher beispielsweise erhält man bei jedem Buchhändler im Land in der Regel binnen eines Tages – weil die Barsortimenter so schnell liefern können. Amazons Marktmacht wird derweil, um bei dem Beispiel zu bleiben, nicht nur für Buchhändler, sondern auch für Verlage und Autoren zum Problem. Während die Buchhandelsmarge an einem Buch bei 30 bis 40 Prozent liegt, soll Amazon inzwischen 55 Prozent verlangen, mitunter angeblich sogar mehr, heißt es aus Verlagskreisen. Dass da nach Abzug aller Kosten bei Autoren und Verlagen nicht mehr viel übrig bleibt, ist klar.
Ähnlich läuft es bei vielen anderen Produktgruppen. Amazon ist berüchtigt dafür, aggressiv gegen Konkurrenten vorzugehen mit dem Ziel, diese vom Markt zu drängen oder sich anderweitig einzuverleiben. Als Einzelhändler wird es immer schwieriger, um eine Teilnahme am Marketplace-Programm herumzukommen. Hinzu kommen immer wieder Skandale und Kontroversen um schlechte Arbeitsbedingungen, zu lasche Kontrollen, die dazu führen, dass Händler aus Fernost, auch auf Amazon in Deutschland Produktfälschungen anbieten können oder auch mehrfach um Steuervermeidung. Lange Jahre hat Amazon in Deutschland getätigte Geschäfte nicht in Deutschland versteuert, sondern an seinem Sitz in Luxemburg. Die Liste ist lang.
Amazon-Konto: Löschfunktion nicht auffindbar
Als Verbraucher muss man sich fragen, ob man derartiges Gebaren unterstützen möchte – und ob es einem das Risiko wert ist, dass auf Dauer die Händlervielfalt on- und offline abnimmt. Oder ob man nicht doch mal bei anderen Händlern bestellt. Gerade bei Büchern lohnt sich das, da es aufgrund der Buchpreisbindung nichtmal einen Preisvorteil gibt.
Wer schließlich umdenkt und Amazon den Rücken kehren möchte, der stößt auf ein bei großen Online-Anbietern altbekanntes Problem: Eine Funktion, mit der man sein Amazon-Konto löschen kann, findet sich nicht. Ähnlich wie Facebook setzt auch Amazon hier offenbar auf die Bequemlichkeit der Kunden, die ihr Konto am Ende doch behalten. Sonderlich verbraucherfreundlich wirkt das nicht.
Wer kündigen will, muss Amazon eine Mail schreiben
Wer sein Amazon-Konto löschen will, muss sich einloggen und den Hilfe-Bereich aufsuchen. Da sich in der Liste der Hilfethemen nichts Passendes findet, klickt man schließlich auf „Kontaktieren Sie uns“ und wählt in den kommende Menüs „„Andere, nicht auf eine Bestellung bezogene Frage“ und dann „Sonstige Frage“. Hierüber kann man nun den Kundenservice kontaktieren. Es gibt tatsächlich keinen „Kündigen“- oder „Löschen“-Button. Stattdessen muss man Amazon den Kündigungswillen erklären. Das funktioniert zwar auch telefonisch, BBX rät aber dazu den Schriftweg zu gehen und eine E-Mail zu schreiben. Diese kann wie folgt aussehen:
Sehr geehrtes Amazon-Team,
hiermit bitte ich um die Löschung meines Amazon-Kontos zum nächstmöglichen Zeitpunkt.
Die „Konsequenzen zur Kontoschließung“ habe ich bereits gelesen.
Mit freundlichen Grüßen.
A. Mustermann
Der zweite Satz ist besonders wichtig. Denn wenn man ihn weglässt, wird Amazon die Kündigung nicht wie gewünscht durchführen, sondern erst auf die Konsequenzen verweisen – ein Versuch, den Kunden zum Bleiben zu bewegen. Darauf sollte man sich gar nicht erst einlassen. Sollte dennoch ein Rückgewinnungsversuch erfolgen, sollte man auf der umgehenden Konto-Löschung bestehen. Es kann daher sinnvoll sein, die Mail um folgenden Satz zu ergänzen:
Ich wünsche keine weitere Kontaktierung zum Zweck der Kundenrückgewinnung.
Es sollte dann nicht lange dauern, bis die Löschbestätigung eintrudelt.