Auf der Suche nach einem neuen Job muss man zunächst vor allem eines können: Zwischen den Zeilen lesen. Vor allem Berufseinsteiger wissen oft nicht genau, wie sie Stellenausschreibungen verstehen sollen.
Die Bedeutung hinter Begriffen und Bezeichnungen
Das Problem liegt also auf der Hand: Wer Stellenausschreibungen nicht versteht, bewirbt sich auf die falschen Posten oder versucht es an anderer Stelle gar nicht erst, wobei er gute Chancen hätte.
Eines der Hauptprobleme ist das Verständnis der Begriffe und Bezeichnungen, die in Stellenanzeigen verwendet werden. Wichtig ist daher, sich mit der Sprache der Personaler und dem Vokabular von Stellenanzeigen vertraut zu machen.
Aufbau einer Stellenanzeige
Die allermeisten Stellenanzeigen sind nach demselben Prinzip aufgebaut:
- Darstellung der Firma / des Unternehmens
- Stellenangebot
- Angaben zu den Anforderungen an den Bewerber
- Angaben zur Arbeitszeit, Arbeitsumfeld, Lohn
- Kontaktdaten, evtl. Angaben zu Form der Bewerbung
Darstellung der Firma
Damit ein Bewerber weiß, wer überhaupt auf der Suche nach einem neuen Arbeitnehmer ist, stellt sich die Firma in einer Stellenanzeige zunächst selbst vor.
Dabei werden Angaben zur Branche gemacht, in der die Firma arbeitet, wie groß das Unternehmen ist und wo es seinen Sitz hat.
In diesem Abschnitt kann man auf Floskeln wie „Wir sind ein traditionelles Familienunternehmen“ oder „Wir sind im Bereich xy europaweit vertreten“ stoßen.
Dabei handelt es sich allerdings nicht immer nur um leere Phrasen – tatsächlich lohnt es sich hier, zwischen den Zeilen zu lesen. In den allermeisten Fällen sagen solche Floskeln nämlich einiges über Unternehmensstruktur und -hierarchie aus.
Typische Floskel | Tatsächliche Bedeutung |
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Traditionelles Familienunternehmen / Traditionsunternehmen | Es herrschen klare Strukturen, die Führungspositionen werden familienintern weitergegeben, meist sehr klare Hierarchie. Entscheidungen werden in der Führungsriege getroffen. |
Unternehmen mit flachen Hierarchien | Alle haben Mitspracherecht, tragen aber auch Verantwortung. |
Junges, aufstrebendes Unternehmen/ Innovatives Unternehmen | Noch keine starren Strukturen wie in älteren Unternehmen, dafür möglicherweise Kompetenzgerangel und keine klaren Regelungen, Organisations-Chaos kann entstehen. |
Europaweit vertreten | Bei international tätigen Firmen sind Englischkenntnisse oft ein Muss. |
Angenehmes Betriebsklima | Der absolute Klassiker in Stellenanzeigen, mit einer Aussagekraft von null. Denn ein „angenehmes Betriebsklima“ sollte selbstverständlich sein und ist nichts, womit man sich brüsten kann. |
Weiterbildungsmöglichkeiten | Werden „Weiterbildungsmöglichkeiten“ bereits in der Stellenanzeige angeboten, werden sie de facto auch erwartet. Zu klären gilt unbedingt: Werden die Kosten für diese Fortbildung auch von der Firma übernommen? |
Stellenangebot
Das eigentliche Stellenangebot besteht in der Regel nur aus einem oder zumindest wenigen Wörtern, nämlich der Stellenbezeichnung. Um international und renommiert zu klingen, wählen viele Firmen englische Bezeichnungen für die offenen Stellen.
Lassen Sie sich von einem solchen Stellenangebot aber weder abschrecken noch verführen. Eine schnelle Suche im Internet entzaubert so manches Stellenangebot ganz schnell.
Anforderungen an den Bewerber
In diesem Bereich der Stellenanzeige werden Angaben darüber gemacht, was das Unternehmen von den Bewerbern erwartet. Hierbei geht es um erworbene Qualifikationen und Abschlüsse, um Fähigkeiten und Eigenschaften, die ein Bewerber mitbringen muss.
Bei diesen Anforderungen muss man unterscheiden in Anforderungen, die Voraussetzung für die ausgeschriebene Stelle sind und Anforderungen, die bei der Bewerbung von Vorteil sind.
Wer die erwarteten Voraussetzungen nicht erfüllt, hat wenige Chancen darauf, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, geschweige denn auf den Job.
Besondere Extras: Gewünschte Voraussetzungen
Anders sieht das bei gewünschten Voraussetzungen aus: So wird beispielsweise oft eine lange Berufserfahrung gewünscht, trotzdem sollten Absolventen hier nicht zögern, sich auch zu bewerben. Denn natürlich hätte jede Firma gerne Bewerber mit langjähriger Berufserfahrung, doch es haben durchaus auch andere eine Chance. Wichtig ist, dass das Gesamtprofil des Bewerbers stimmt, dann hat man auch gute Chancen, wenn man nicht alle (gewünschten) Anforderungen erfüllen kann.
Anders sieht es allerdings aus, wenn die Berufserfahrung vorausgesetzt wird. Dann ist es oft vergebliche Mühe, sich auf die Stelle zu bewerben.
Filtern Sie genau heraus, welche Anforderungen zwingend und welche optional sind. Nur wenn sie alle zwingenden und am besten auch viele der optionalen Anforderungen erfüllen, lohnt sich eine Bewerbung.
Typische Formulierung der Anforderung an den Bewerber in der Stellenanzeige | Tatsächliche Erwartung des Unternehmens an den Bewerber |
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Kreativität | Inzwischen wird von fast jedem Bewerber „Kreativität“ gefordert, daher ist das Wort zu einer totalen Floskel verkommen und hat kaum Aussagekraft. |
Hohe Einsatzbereitschaft | Für Angestellte hat der Job an erster Stelle zu stehen. Eine Work-Life-Balance ist hier unmöglich. |
Kommunikative Fähigkeiten | Egal ob im Kontakt mit Kunden, bei Meetings oder am Telefon, Sie müssen in diesem Job gut darin sein, zu vermitteln. |
Organisationstalent | Ihr Aufgabenfeld ist breit gestreut und es können immer wieder plötzlich unerwartete Aufgaben dazukommen. Mit solchen Situationen müssen Sie umgehen können. |
Zuverlässigkeit | „Zuverlässigkeit“ ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit im Beruf und sollte nicht extra genannt werden müssen. Ist das der Fall, scheint es im Unternehmen damit Schwierigkeiten zu geben. |
Reisebereitschaft | Stellen Sie sich auf zahlreiche (und lange) Dienstreisen ein. Wer viel und gerne bei seiner Familie und seinen Freunden ist, ist in einem solchen Job fehl am Platz. |
Teamfähigkeit |
Ebenso wie „Kreativität“ wird auch „Teamfähigkeit“ in fast jeder Stellenanzeige erwartet – zu bedeuten hat es meist kaum was. Steht tatsächlich eine Erwartung dahinter, dann bedeutet „Teamfähigkeit“, dass es nicht um Leistungen einzelner geht und dass Sie als Angestellter Ihre eigenen Vorstellungen und Ideen immer auch zurückstecken können müssen. |
Angaben zu: Arbeitszeit, Arbeitsumfeld, Gehalt
Nach den Angaben zu den Anforderungen, die an die Bewerber gemacht werden, wird in der Regel aufgeführt, was das Unternehmen seinen Angestellten zu bieten hat. Dazu gehören Angaben zum Arbeitsumfeld, zur Arbeitszeit und möglicherweise auch zum Gehalt. Außerdem können weitere Vorteile aufgeführt sein, die Angestellte genießen können.
Bewerber müssen sich klarwerden, ob ihnen die angegebenen Rahmenbedingungen – wie Arbeitszeiten, etc. – passen. Denn wer schon bei der Stellenanzeige merkt, dass es nicht richtig passt, muss sich gar nicht erst die Mühe machen, eine Bewerbung zu verfassen.
Typische Bezeichnung in der Stellenanzeige | Tatsächliche Bedeutung |
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Überdurchschnittliche Bezahlung | Hier können Sie tatsächlich von einer Bezahlung ausgehen, die über dem Branchendurchschnitt liegt. Beachten Sie aber, dass nichts darüber gesagt wird, wie sehr der Durchschnitt überstiegen wird. |
Attraktives Gehalt | Hier gilt Floskel-Alarm. Seien Sie skeptisch – denn es wird nicht gesagt, ob das Gehalt für den Arbeitnehmer oder den Arbeitgeber attraktiv ist. Meistens ist zweiteres der Fall. |
Leistungsbezogene Vergütung | Hier kann man davon ausgehen, dass der Verdienst vor allem aus Prämienzahlungen und Boni besteht. Außerdem sollten Sie hinterfragen, wer Ihre Leistungen beurteilt und damit Ihren Lohn festlegt? Passiert das allein mittels der Einschätzung durch den Chef oder gibt es einen festgelegten Rahmen? |
Dynamische Lohnbestandteile | Ein großer Teil des Gehalts fällt auf Boni und Prämien, die Sie sich erarbeiten müssen. Geklärt werden sollte: Reicht der Verdienst auch ohne die Boni aus? |
Form der Bewerbung
Letztendlich wird in einer Stellenanzeige auch angegeben, an welcher Stelle man sich bewerben kann. Möglicherweise gibt es auch Hinweise auf die Form der Bewerbung. Wird eine klassische Bewerbungsmappe erwartet, oder lieber eine Online-Bewerbung oder eine Bewerbung in Kurzform?
Außerdem wird angegeben, welche Unterlagen von den Bewerbern erwartet werden. Müssen besondere Nachweise erbracht werden? Sind Arbeitsproben erwünscht?
Wichtig für Sie als Bewerber ist, dass Sie sich an diese Vorgaben halten. Hierbei handelt es sich keineswegs um Optionen, die Ihnen offen gelassen werden. Wer sich nicht an das gewünschte Bewerbungsprocedere hält, ist in der Regel sofort draußen.
Seriöse Stellenanzeigen
Schon allein der Aufbau und das Layout einer Stellenanzeige sagen viel über das Unternehmen aus. Große Anzeigen mit Bildern und Grafikelementen sind deutlich teurer als kleine, textlastige Anzeigen. Bei einer großen Anzeige können Sie daher auch davon ausgehen, dass es sich um ein großes Unternehmen handelt, das die Kandidatensuche ernst nimmt. Allerdings sollte sich auf solche Hochglanzanzeigen auch nur bewerben, wer wirklich den Wünschen und Anforderungen des Unternehmens gerecht werden kann.
Die Seriosität einer Stellenanzeige lässt sich gut anhand bestimmter Merkmale festmachen. Während die großen Anzeigen für ein renommiertes Unternehmen sprechen, halten sich kleine Unternehmen meist auch in Puncto Stellenanzeige klein.
Von welchen Stellenanzeigen Sie die Finger lassen sollten
Allerdings sollte man besonders bei sehr kleinen Stellenanzeigen, die einen sehr hohen Verdienst bei geringer Arbeitszeit versprechen, misstrauisch werden. – Seien wir ehrlich: Das schnelle Geld für wenig Arbeit gibt es in seriösen Branchen nicht. Lassen Sie von solchen Offerten also lieber die Finger.
Skepsis ist auch angebracht bei Kontaktdaten, die nicht klar dem Unternehmen zuzuordnen sind. Das gilt für Handynummern ebenso wie für E-Mailadressen, die über einen kostenfreien, für alle zugänglichen E-Maildienst laufen, wie gmx.de, web.de und Co. Und weisen Telefonnummer oder E-Mailadresse auf einen Sitz der Firma im Ausland hin, können Sie sicher sein, dass es sich bei diesem Angebot um Abzocke handelt.