Genauso hoch wie die Spendenbereitschaft der Deutschen ist auch die Forderung nach mehr Transparenz im Spendengeschäft. Denn leider sind nicht alle gemeinnützigen Organisationen seriös und setzen das Geld so ein, wie es vom Spender gedacht und erwartet wurde.
Der Spendenmarkt in Deutschland ist riesig und unübersichtlich und es gelten bei gemeinnützigen Organisationen keine Transparenzvorschriften wie es bei GmbHs oder AGs der Fall ist. Aufgrund geringer staatlicher Kontrolle werden die Seriosität und Vertrauenswürdigkeit nicht überprüft und es wird für den Verbraucher schwierig einzuschätzen, wie seriös die von ihm gewählte Organisation ist.
Unwirtschaftlich und intransparent
Die Problematik der fehlenden Transparenz und Seriosität ist durch eine Studie der Stiftung Warentest, die in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) durchgeführt wurde, ganz aktuell. 46 Spendenorganisationen aus den Bereichen Tier-, Natur- und Artenschutz sowie Umwelt- und Klimaschutz wurden im Test genauer unter die Lupe genommen. Im Mittelpunkt der Untersuchung standen die Aspekte Wirtschaftlichkeit, Transparenz und Organisation. Als wirtschaftlich wurden Organisationen eingestuft, bei denen nicht mehr als 35 % der Jahresausgaben für Werbung und Verwaltung eingesetzt wurden.
Das Ergebnis der Tester ist ernüchternd:
- 19 der 46 angefragten Organisationen haben die Zusammenarbeit mit Stiftung Warentest von vornherein verweigert.
- Nur sechs Organisationen bescheinigt die Stiftung wirtschaftliches und transparentes Arbeiten: BUND, der Deutsche Tierschutzbund, Greenpeace, WWF Deutschland, Provieh und Atmosfair informieren ihre Unterstützer über den Geldfluss und vermeiden die Verschwendung von Spendengeldern. Mindestens 65 Cent pro gespendeten Euro fließen auch in das jeweilige Projekt.
- Bei sieben Organisationen rät die Stiftung von einer Spende ab bzw. zumindest dazu, sich eine solche genau zu überlegen. Peta Deutschland, die Heinz-Sielmann-Stiftung, die Stiftung Pro Artenvielfalt, Tier in Not, das Vogelschutz-Komitee, Vier Pfoten und Terra Mater arbeiten unwirtschaftlich oder geben nicht ausreichend Information über Verwaltungs- und Werbungskosten.
Phineo und DZI
Tipps und Informationen rund ums Spenden können sich Verbraucher über Phineo –eine Art Rating-Agentur für gemeinnützige Organisationen – oder das DZI holen. Das DZI ist eine anerkannte Prüfungsinstanz, die Hilfsorganisationen unabhängig und kompetent bewertet. Es vergibt ein Siegel für seriöse Organisationen und steht für Transparenz, Leistungsfähigkeit, seriöse Spendenwerbung und sorgfältige Mittelverwendung. Die in der Liste des DZI aufgeführten Organisationen verzichten in ihren Spendenaufrufen auf drastische Bilder und Texte sowie bedrängende Gesprächsführung.
Richtig spenden
Die beiden Initiativen geben darüber hinaus auch Tipps, wie man richtig spendet und was man vor einer Spende bedenken sollte. Zunächst einmal ist es wichtig, sich zu fragen, welches Thema einem am Herzen liegt und was man unterstützen möchte. Über die einzelnen Organisationen sollte man genaue Informationen einholen. Es bietet sich an, hierfür zunächst die Homepage genau zu lesen und danach zusätzliche Information einzuholen. Merkmale seriöser Organisationen sind Siegel (bspw. vom DZI oder Phineo), aktuelle und umfassende Angaben auf der Homepage zu Projektaktivitäten, regelmäßige Tätigkeitsberichte sowie öffentlich einsehbare Satzung und Finanzdaten.
Bei Spenden, zu denen man an der Haustür oder auf der Straße aufgefordert wird, ist Vorsicht geboten. Vor einer Spende sollte man sich hier auf jeden Fall den Sammelausweis zeigen lassen und darauf achten, dass die Sammelbüchse verplombt ist. Wichtig ist, dass man nur spendet, wenn man sich gut informiert und nicht unter Druck gesetzt fühlt.
Geldspende vs. Sachspende
Wer einer Geldspende eine Sachspende vorzieht, der sollte berücksichtigen, dass solche vor allem für regionale Organisationen sinnvoll sind. Denn die Kosten, die für Transport und Logistik entstehen, wenn Sachspenden in Krisenregionen überführt werden, sind immens und schränken den Spielraum der Organisationen ein.
Auch die bestehende Unkenntnis darüber, was in den Regionen überhaupt gebraucht wird, macht viele gutgemeinte Sachspenden eher zu einer Belastung für die Organisationen.
Zweckgebunde Spenden
Viele Spender bevorzugen zweckgebundene Spenden, da sie so genau wissen, in welches Projekt ihr Geld fließt.
Bei einer zweckgebundenen Spende wird das Geld ausschließlich für einen bestimmten Zweck verwendet und darf nicht anderweitig eingesetzt werden. Doch diese Art der Spende sollte nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden. Der Handlungsspielraum der Organisationen wird bei zu eng definiertem Verwendungszweck stark eingeschränkt.
Auch bedeutet die Abwicklung zweckgebundener Spenden zusätzliche Verwaltungskosten: Für die jeweiligen Einnahmen und Ausgaben müssen gesonderte Konten geführt werden. Darüber hinaus können die Organisationen hier nicht selbst über die Mittelverwendung entscheiden und die Gelder dort einsetzen, wo sie am dringendsten benötigt werden.