Wer kennt das nicht? Man holt sich mittags mal eben eine Currywurst mit Pommes plus Getränk und ist locker fünf Euro los. Hat das anno dazumal auch schon so viel gekostet? Zehn Mark? Nie und nimmer! Das Gefühl ist durchaus richtig. Zu DM-Zeiten dürften es kaum mehr als fünf Mark gewesen sein. Aber das ist auch schon wieder zwölf Jahre her.
Und wir erinnern uns noch an die ersten Tage des Jahres 2002, als wir skeptisch die neuen Scheine und Münzen beäugten, die einige schon in Form der Starter-Sets kannten, die bereits einige Wochen zuvor von den Banken ausgegeben worden waren. „Spielgeld“ hieß es vielerorts – doch man gewöhnt sich schnell.
Plötzlich alles teurer?
Nur das mit den Preisen war so eine Sache. Die Tüte Saures für die Kinder kostete keine Mark mehr, sondern einen Euro. Die Flasche Cola war plötzlich fast doppelt so teuer. Und, ja, es gab sie tatsächlich: Die Einzelhändler, die das neue Geld und die simple Umrechnung nutzten, um mal eben den Umsatz zu erhöhen.
Statt nur diese Beispiele gebetsmühlenartig zu nennen, könnten wir uns aber auch dran erinnern, dass die Preise unzähliger Produkte gleich blieben. Dass es uns so seltsam vorkam, dass auf dem Wochenmagazin nun nicht mehr 3, – DM, sondern 1,55 Euro stand. Positives wird allzu oft verdrängt zugunsten des Unangenehmen.
Einher mit dem Wechsel der Währung ging der Begriff „Teuro“, der die Preissteigerungen direkt mit der neuen Währung in Relation brachte. Die gefühlte Teuerung hat sich seither kaum abgekühlt, denn die Menschen neigen dazu, nicht mit den Preisen der unmittelbaren Vorjahre zu vergleichen, sondern mit denen aus dem vorigen Jahrtausend.
Moderate Inflation seit Euro-Umstellung
Hinzu kommt, dass es bei bestimmten Produkten und Dienstleistungen wirkliche Preisexplosionen gegeben hat – etwa bei der Energie, der Miete, Benzin. Also bei Posten, die regelmäßig bezahlt werden. Das spürt man. Da steht ganz real weniger Geld zur Verfügung. Dass die durchschnittliche Inflation sich aber seit 2002, seit Einführung des Euro, auf einem recht stabilen und nicht allzu hohen Niveau bewegt, wird ausgeblendet.
Fakt ist: Zwischen 2002 und 2013 schwankte die Inflationsrate zwischen 1,1 % und 2,6 %, wobei dieser Höchststand nur 2008 erreicht wurde (siehe Statistik). Das ist eine absolut gesunde Preisentwicklung. Vereinzelte höhere Teuerungen gab und gibt es, doch diese haben nichts mit der Währung zu tun, sondern zum Beispiel mit Markt- und Rohstoffschwankungen.
Vielleicht hat die gefühlte Teuerung vielmehr etwas mit der Lohnentwicklung in Deutschland zu tun – denn die blieb in den letzten zehn Jahren großflächig hinter der Inflationsrate zurück. Im Schnitt stiegen die Löhne um weniger als 1 %. Das heißt: Trotz geringer Inflation haben viele Menschen weniger Geld zur Verfügung, weil ihre Löhne zu langsam wachsen oder gar sinken.
Den Euro als Teuro zu bezeichnen, hat aber unterm Strich sehr viel mit dem Bauchgefühl und sehr wenig mit der Realität zu tun.