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Studium oder Ausbildung?
Die Ausbildung hat bei vielen Abiturienten keinen besonders guten Ruf. Oft kommt ihr lediglich der Status des Lückenbüßers zu und sie wird nur gewählt, wenn der Zugang zum Wunsch-Studiengang nicht sofort möglich ist. Doch die Annahme, dass ein Studium per se die bessere Wahl ist, ist mitnichten richtig. Tatsächlich gibt es keine pauschale Aussage dazu, welcher Art der Berufsausbildung besser ist, denn was für den einen gut ist, kann den anderen unglücklich machen.
von Charlotte Ruzanski
Studium oder Ausbildung?. Das Abitur in der Tasche und dann? Ist ein Studium oder eine Ausbildung die bessere Wahl?
© jacob Wackerhausen/thinkstock

Nicht unterschätzen sollten Schulabgänger allerdings die Tragweite ihrer Entscheidung. Immerhin ist die Wahl der Berufsbildung eine wichtige Weichenstellung für den weiteren Lebensweg. Schulabgänger sollten sich daher klar machen, wo ihre Prioritäten liegen:

Wer beruflich durchstarten und eine steile Karriere hinlegen will, ist mit dem akademischen Weg am besten beraten. Gleichzeitig muss man aber wissen, dass nicht jeder Studiengang ein Garant für hohes Einkommen und einflussreiche Positionen ist. Wer lieber praktisch arbeitet und gleich voll in das Berufsleben eintauchen will, der wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in einer Ausbildung glücklicher.

Und natürlich schließt das Eine das Andere nicht aus. Viele Ausbildungsbetriebe ermöglichen ihren Lehrlingen nach dem Abschluss ein bezahltes Studium. Am wichtigsten ist daher in erster Linie, dass die Laufbahn, die gewählt wird, den eigenen Interessen entspricht, denn immerhin nimmt der Beruf einen großen Teil des Lebens ein.

Was für eine Ausbildung spricht

Eines der Hauptunterscheidungsmerkmale von Ausbildung und Studium ist sicherlich die praktische Orientierung einer Ausbildung, während ein Studium eher theoretisch ausgerichtet und forschungsorientiert ist. Wem bereits in der Schule das viele Lernen lästig war und wer lieber anpackt, für den sollte die Ausbildung das Mittel der Wahl sein.

Der finanzielle Aspekt

Eine Ausbildung ermöglicht außerdem einen schnellen Berufseinstieg und damit schon früh die Möglichkeit, eigenes Geld zu verdienen. Prinzipiell sind die Kosten ein Punkt, der nicht unterschlagen werden sollte, denn eine Ausbildung ist in vielen Fällen weitaus günstiger als ein Studium. Und auch, wenn sich mit dem Ausbildungsgehalt keine Traumreise finanzieren lässt, bekommen Auszubildende schon von Beginn an ihr eigenes Geld. Ganz anders als Studenten, die meist neben dem Studium noch arbeiten müssen oder auf Bafög angewiesen sind, um sich finanziell über Wasser zu halten.

Der Einstieg ins Berufsleben

Vielen Auszubildenden fällt der Berufseinstieg leichter als Studenten. Nicht zuletzt auch deswegen, weil viele von ihren Ausbildungsbetrieben übernommen werden. Hinzu kommt, dass die Ausbildung gezielt auf eine bestimmte Tätigkeit vorbereitet. Ein Student hingegen steht nach seinem Abschluss meist vor der Frage, in welchen Bereichen er sich überhaupt bewerben kann und will. Nur wenige Studiengänge laufen auf einen bestimmten Job hinaus. In den meisten Studiengängen wird vor allem wissenschaftliches Arbeiten gelernt. Zusätzlich erlangen Studenten eine Vielfalt an Grundfähigkeiten. Eine Spezialisierung findet meist erst mit dem eigentlichen Berufsstart statt. Weiterer Bonus der Ausbildung ist, dass man bereits vor Berufsbeginn über Arbeitserfahrung verfügt – eine Eigenschaft, der in Stellenausschreibungen zunehmend Bedeutung zukommt.

Die Karriereleiter hinauf

Und die Karriere? Viele scheuen sich davor, sich für eine Ausbildung zu entscheiden, weil sie in diesem Weg nur geringe Karriere- bzw. Aufstiegschancen sehen. Doch auch mit einer Ausbildung gibt es attraktive Aufstiegsmöglichkeiten. Nicht zuletzt sind viele Ausbildungsberufe prädestiniert für einen Einstieg in die Selbständigkeit.

Und selbst wenn die Entscheidung auf eine Ausbildung fällt, muss ein Studium damit nicht begraben werden und kann noch nach der abgeschlossenen Berufsausbildung begonnen werden. Die Entscheidung vor dem Studium eine Berufsausbildung zu machen, bringt den Vorteil, dass man beim Einstieg in das Berufsleben bereits mit einigen Jahren Berufserfahrung punkten kann.

Was für ein Studium spricht

Karriere und Finanzen

Auf den ersten Blick sprechen Karrierechancen und Aufstiegsmöglichkeiten ganz klar für ein Studium. Wer studiert, verdient in der Regel mehr und hat bessere Möglichkeiten auf der Karriereleiter nach ganz oben zu kommen. Außerdem ist die Arbeitslosenquote unter Akademikern mit 2 – 3 % sehr gering. Dennoch sollten nicht unter den Tisch fallen, dass sich nicht jeder, der ein Studium absolviert hat, auch eine goldene Nase verdienen kann. Es gibt auch Studienberufe, die außerordentlich schlecht bezahlt sind und bei denen man mit einer Ausbildung deutlich besser beraten ist (siehe Tabelle).

Gute Verdienstmöglichkeiten Schlechte Verdienstmöglichkeiten

Studienberufe

Männer

  • (Zahn)Medizin
  • BWL
  • Jura
  • Sozialarbeit
  • Lehramt
  • Mathematik

Frauen

  • (Zahn)Medizin
  • Jura
  • Lehramt

 

  • Informatik
  • Maschinenbau
  • VWL

In diesen Berufen gibt es z. T. zwar gute Jobchancen aufgrund hoher Nachfrage, die Lohnaussichten sind langfristig allerdings nicht so gut

 

Ausbildungsberufe

Männer

  • Kaufmännische Ausbildung*
  • BWL
  • Marketing/Werbung

*Versicherungskaufmann, Buchhalter, etc., Verdienst ist in diesem Bereich z. T. besser als bei Lehramt, Geisteswissenschaftlern, einigen Ingenieuren und Naturwissenschaftlern

  • Maschinenbau*
  • Hoch-/Tiefbau
  • Sozialarbeit

*Werden zwar gesucht, eine akademische Qualifizierung bringt hier jedoch ein deutlich höheres Gehalt

Frauen

  • Marketing/Werbung
  • Öffentliche Sicherheit
  • Chemielaborantin
  • Körperpflege
  • Textil
  • Feinwerkmechanik

Quelle: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e. V. (DIW) „Uni, Fachhochschule oder Ausbildung – welche Fächer bringen die höchsten Löhne?“

Eine Vielzahl an Möglichkeiten

Viele Studiengänge lassen den Studenten eine große Freiheit. Anders als bei einer Ausbildung kann das langfristige Berufsziel noch während des Studiums verändert werden. Der vielen Kritik zum Trotz haben Studenten auch nach der Umstellung auf das Bachelor-/Mastersystem die Möglichkeit weitgehend frei zu lernen und die Seminare und Kurse zu wählen, die ihnen Spaß machen.

Auch nach dem Einstieg in das Berufsleben ist eine berufliche Umorientierung oft relativ leicht möglich. Denn ein Studium vermittelt eine Reihe an Kernkompetenzen, die in vielen Bereichen des Arbeitslebens eine Rolle spielen. Der Bereich, in dem man nach einem Studium arbeiten kann, ist wesentlich größer als der, der sich nach einer Ausbildung auftut.

Voraussetzung Hochschulabschluss

Vile Branchen verlangen explizit einen Hochschulabschluss von ihren Bewerbern. Ein Grund ist, dass für ein Studium das Erlenen eigenständigen Denkens und Arbeitens sowie Strukturieren und eine analytische Herangehensweise an Probleme elementar sind. Selbständiges Aneignen und Anwenden von Wissen sind Grundkompetenzen für ein Studium, die viele Arbeitgeber an Mitarbeitern sehr zu schätzen wissen. Für Schulabgänger heißt das ganz klar, wer sich für einen Beruf entscheidet, in dem ein Studium verpflichtend vorausgesetzt wird, für den ist die Frage nach Studium oder Ausbildung hinfällig.

Duales Studium – der goldene Mittelweg?

Eine weitere Möglichkeit, die Abiturienten offensteht, ist ein duales Studium. Dieser Bildungsweg kombiniert Ausbildung und Studium miteinander. Die Bewerbung selbst läuft zwar über ein Unternehmen, bei dem eine Ausbildung begonnen wird, zusätzlich geht man aber blockweise zur Uni. So wechselt man in dreimonatigem Rhythmus zwischen Arbeiten im Betrieb und Studium an der Hochschule.

Ein duales Studium vereint die positiven Elemente von Ausbildung und Studium, indem es einen schnellen Einstieg in den Beruf ermöglicht und das gleich in eine hohe Position. Wer sich für diesen Weg entscheidet, muss aber auch wissen, dass die Aussicht auf eine gehobene Anstellung nach nur drei Jahren Berufsbildung mit deutlichem Stress verbunden ist.

Den eigenen Interessen Vorrang geben

Ein pauschales Urteil, welcher Weg die beste Wahl ist, ist nicht möglich. Entscheidend sind grundsätzlich die individuellen Interessen und Vorlieben. Und nur weil in Deutschland derzeit mehr Menschen studieren, als eine Ausbildung machen, heißt das mitnichten, dass man sich als Schuldabgänger der Masse beugen muss. Es zählt vor allem, eine eigene Meinung zu entwickeln und zu wissen, mit welcher Lösung man langfristig glücklich wird. Hochschulreife hin oder her.

von Charlotte Ruzanski

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