Die Studie des GDV basiert auf der ebenso einfachen wie plakativen Frage: Wie viel sollte ein Verbraucher heute für die private Altersvorsorge ausgeben und wie viel investiert er tatsächlich? Das Ergebnis ist bestürzend, denn über 15 % der Befragten geben derzeit nichts für die private Altersvorsorge aus. Immer noch 14 % geben bis zu 100, – € aus, nur drei Prozent halten diese Summe aber für nötig. Anders sieht es schon bei einer Summe bis zu 200, – € aus, sie wird von 10 % der Teilnehmer für erforderlich erachtet und von 16 % tatsächlich investiert. Immerhin 19 % glauben, mindestens 300, – € ausgeben zu müssen, während neun Prozent diese Summe tatsächlich zurücklegen.
Das Entscheidendste aber ist: 57 % der Studienteilnehmer waren gar nicht in der Lage, den Bedarf für ihre Altersvorsorge zu quantifizieren. Das bedeutet, dass sich knapp zwei Drittel der befragten Deutschen offenbar noch nicht damit auseinandergesetzt haben, wie viel Geld sie im Alter zur Verfügung haben und wie viel sie heute für den Aufbau einer adäquaten Altersvorsorge benötigen. Für die deutsche Versicherungswirtschaft ergibt sich aus dieser Studie vor allem ein Auftrag: Aufklärung ist dringend angesagt.
Ein Drittel kennt das Einkommen im Alter
Immerhin rund 30 % der Befragten konnten in der Studie angeben, ihr monatliches Einkommen im Alter etwa zu kennen. Doch 62 % antworteten auf diese Frage mit einem klaren „Nein“. Wenn man aber das vermutete Einkommen nicht kennt, kann man auch nicht zuverlässig einschätzen, welcher Betrag aufgewendet werden muss, um die Rentenlücke zu schließen. Folgerichtig antworten 60 % auf diese Frage, dass sie die nötige Sparrate nicht berechnen können. Als besonders gravierend bewertet der GDV auch die Antwort von immerhin 15 % der Befragten, sich eine Altersvorsorge im Augenblick gar nicht leisten zu können. Aus dem Resultat ergeben sich für die deutsche Versicherungswirtschaft erhebliche Konsequenzen.
GDV fordert Umstellung der Beratung
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft zeigte sich angesichts dieser Ergebnisse durchaus überrascht. Bisher war man davon ausgegangen, dass ungebundene und gebundene Versicherungsmakler und Vertreter eine gute Arbeit leisten und eine umfassende Aufklärungsarbeit bei den Versicherten betreiben. Auch auf die Information durch die Medien hatte man gesetzt, die das Thema der Altersarmut immer wieder in unterschiedlicher Form aufgreifen und mahnend den Zeigefinger erheben. Doch alles das reicht offenbar nicht aus, um den Verbraucher dazu zu animieren, sich mit dem Aufbau einer privaten Altersvorsorge zu beschäftigen.
Der GDV fordert vor diesem Hintergrund, dass man dem Bürger ein verlässliches Gefühl für sein Einkommen im Alter geben müsse. Letztlich sei eine verständliche und umfassende Information notwendig, die beispielsweise in einer Online-Plattform bestehen könne. Sie müsse über alle mobilen Endgeräte einfach zu bedienen sein, ein aktueller Stand eines Altersvorsorgekontos könne das Mittel der Wahl sein. Dieses Konto müsse nach gesetzlicher Rente, nach betrieblicher Rente und nach privater Altersvorsorge aufgeschlüsselt sein und dem Versicherten schnell und zuverlässig aufzeigen, wie hoch sein Einkommen im Alter sei und welche Deckungslücke sich im Vergleich zum heutigen Einkommen ergebe. Ein solche Informationsmedium dürfte aus technischer Sicht nicht einmal allzu schwierig umzusetzen sein und könnte für die dringend notwendige Information der Versicherten sorgen.
Altersvorsorgekonto für mehr Transparenz
Ein Altersvorsorgekonto könnte für den Verbraucher tatsächlich von großem Interesse sein. Für die Berechnung der Rente greifen ganz unterschiedliche gesetzliche und steuerliche Maßgaben, die für den Verbraucher wenig transparent sind. Der Blick auf den Rentenbescheid zeigt zwar, wie hoch die Rente sein könnte, doch der Bescheid berücksichtigt nicht die Steuerlast. Da gesetzliche Renten ebenso wie betriebliche Renten aber zukünftig zunehmend besteuert werden und da auch für private Renten eine Besteuerung anfällt, steht das erwartete Einkommen im Alter nicht in voller Form zur Verfügung. Aus einem Rentenbescheid oder aus dem Versicherungsverlauf einer privaten Altersvorsorge ist aber nicht zu entnehmen, wie hoch die Steuerbelastung sein wird. Auch die Krankenkassen- und Pflegeversicherungsbeiträge gehen von der Rente ab, sind aber für den Versicherten kaum zu quantifizieren. Letztlich heißt das, dass dem Versicherten zwar ein Bruttoeinkommen aus verschiedensten Quellen mitgeteilt wird, doch es ist völlig unklar, welches Nettoeinkommen im Alter zur Verfügung steht und welche Sozialversicherungsbeiträge abzuführen sind. Ein Altersvorsorgekonto könnte deshalb für die dringend nötige Transparenz sorgen und die nötige Aufklärungsarbeit leisten, die offenbar auch die Versicherungsexperten überfordert.
Bis es aber so weit kommt und die nötigen Plattformen am Markt entwickelt sind, dürfte noch einige Zeit ins Land gehen. Bis dahin bleibt dem Verbraucher nichts anderes übrig, als sich selbständig mit seiner Altersvorsorge zu beschäftigen und vielleicht auch einmal einen Besuch bei der Deutschen Rentenversicherung einzuplanen. Dort erhält man fundierte Informationen darüber, wie hoch die Rente voraussichtlich sein wird und welche Deckungslücke sich ergibt, um den Lebensstandard im Alter zu halten. Wer rechtzeitig anfängt, sich eine Altersvorsorge aufzubauen, kann nämlich schon mit wenigen Mitteln eine akzeptable Rücklage für das Alter schaffen und muss dann keine allzu großen Einkommenseinbußen hinnehmen.