Im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung hat das DIW das reale Nettovermögen der Deutschen für den Zeitraum von 2003 bis 2013 untersucht. Das Ergebnis, das dabei zutage gekommen ist, darf durchaus erstaunen, widerspricht es doch dem allgemeinen Empfinden, dass es uns Deutschen derzeit so gut geht wie lange nicht mehr und dass wir uns in permanenter Kauflaune befinden.
15 % weniger in der Tasche
Doch die Zahlen der DIW-Studie sprechen eine deutliche Sprache: Wir sind ärmer geworden. In den letzten Jahren ist das reale Nettovermögen der privaten Haushalte um nahezu 15 % geschrumpft.
Untersucht wurden die realen Vermögen von Privathaushalten, d. h. die Kaufkraft des Vermögens unter Berücksichtigung der Inflation. Neben dem Geldvermögen wurde auch Immobilienbesitz berücksichtig, abzüglich bestehender Schulden.
Daraus ergab sich ein durchschnittliches Vermögen von knapp 117.000, – € pro Haushalt im Jahr 2013 – im Jahr 2003 waren es noch rund 137.000, – €.
Widersprüchliche Daten vom Statistischen Bundesamt
Anders als die Studie des DIW hingegen zeigt die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) des Statistischen Bundesamtes für den gleichen Zeitraum einen Zuwachs der realen Nettovermögen um ganze 20 %.
Dieser starke Kontrast lässt sich im Wesentlichen nur mit der unterschiedlichen Bewertung von Immobilien erklären, die in beiden Studien zugrunde gelegt wurde. De facto macht der Eigentum von Immobilien einen immensen Anteil des Gesamtvermögens aus; unterschiedliche Erhebungsarten in den Studien führen daher leicht zu stark divergierenden Ergebnissen.
Während für die DIW-Studie die Eigentümer einen selbst geschätzten Wert für ihr Haus oder ihre Wohnung angeben mussten, zieht die VGR den „Wiederbeschaffungswert“ einer Immobilie zurate, d. h. es wird ermittelt, wie teuer es wäre die Immobilie zum aktuellen Zeitpunkt neu zu errichten, der Wert, der sich daraus ergibt, wird mit Abschreibungen für die bisherige Nutzung verrechnet.
Mieter ziehen den Kürzeren
Ein weiteres interessantes Ergebnis der DIW-Studie ist der große Unterschied, der zwischen Eigentümern und Mietern besteht. Während Eigentümer ein durchschnittliches Median-Vermögen von über 100.000, – € besitzen, beträgt es bei Mietern unter 2.000, – €.
Median-Einkommen heißt, dass 50 % der Haushalte mehr besitzt und 50 % weniger.
Damit haben Mieter deutlich geringere Vermögenszuwächse als Immobilienbesitzer. Der größte Vermögenszuwachs ließ sich übrigens bei Menschen beobachten, die Schenkungen oder Erbschaften erhielten.
Die Angst vor der Aktie
Als Erklärung für das sinkende Nettovermögen nennen die Forscher im Wesentlichen zwei Gründe. Problematisch ist demnach die Wertentwicklung selbstgenutzter Immobilien. Zwar steigt deren Wert in den Ballungszentren enorm, im Großen und Ganzen jedoch verlieren viele Eigenheime an Wert.
Ein anderes Problem ist das Anlageverhalten der Deutschen. Nach wie vor ist der Sparwille zwar groß – im Durchschnitt sparen deutsche Haushalte regelmäßig rund zehn Prozent ihres Einkommens. Doch noch immer wird primär in risikoarme Anlagen wie Sparbücher, Tagesgeld oder Bausparverträge investiert. Oftmals gleicht die Rendite daraus jedoch noch mal die Inflation aus.
Aussichten sind nicht trüb
Noch gibt es für 2015 keine Daten zu den Vermögen der Deutschen, doch es ist anzunehmen, dass der in der Studie gezeigte Trend nicht weitergeht. Vor allem die derzeit kräftig steigenden Immobilienpreise sprechen dagegen und es ist anzunehmen, dass die Vermögen der Deutschen nach und nach wieder wachsen.