Die Reporter von „Panorama 3“ kauften in verschiedenen Internetshops – darunter auch Amazon und Ebay – sieben chinesische LED-Lampen und ließen sie durch Experten des VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V.) untersuchen. Sechs der sieben Lampen hätten in der EU nicht vertrieben werden dürfen. Ihre Kabel und Bauteile, die unter Netzstrom stehen, waren ungenügend isoliert. Bei fehlerhaftem Einbau oder auch einem kleinen Materialfehler in der Lampe leiten sie Netzstrom mit 230 Volt auf andere Lampenteile. Nutzer könnten beim Berühren der Nachttischlampe einen tödlichen Schlag erleiden.
Betroffen sind Wohnraumlampen, Unterbauleuchten und Ersatz-LED für Baustrahler und Halogenstäbe, einige von ihnen mit klassischem Schraubsockel. Bei solchen Lampen vermutet ein Verbraucher nichts Schlimmes, doch die Lampen sind trotz ihres CE-Zeichens (“geprüfte Qualität”) lebensgefährlich.
Die Verantwortung für diese LED-Lampen tragen Importeure und Händler. Zwei von ihnen – Elba Electronic und Chilitec – riefen die Lampen zurück. Amazon wollte Kontakt mit den Verkäufern aufnehmen, eBay erklärte, dass man die Händler aufgefordert habe, die Produkte zurückzurufen.
Brisanz der Untersuchung
Die NDR- und VDE-Untersuchung gilt deshalb als besonders brisant, weil in den letzten beiden Jahren ein unglaublicher Run auf LED-Lampen eingesetzt hat. Die Sparmeister verbrauchen nur einen Bruchteil des Stroms herkömmlicher Lampen und halten zudem viel länger, sodass sich ihre Anschaffung in jedem Fall amortisiert.
Allerdings gab es an fernöstlichen Produkten schon früher Kritik, weil ihre Ausschussquote hoch ist. Dennoch bleibt der Zuspruch ungebrochen vor allem wegen sinkender Verkaufspreise für LED-Leuchtmittel seit Anfang 2015. Dieser Preisnachlass kam wohl auch durch die chinesische Konkurrenz zustande, die wie gewohnt den europäischen Markt mit Billigprodukten überschwemmt. Wie immer sind diese Produkte größtenteils nicht nur mangelhaft, sondern vor allem gefährlich.
Die Skandale der letzten Jahre bezogen sich beispielsweise auf gefährliche Phtalate in chinesischem Kinderspielzeug. Manche europäischen Hersteller und Händler reagieren auf solche Meldungen sehr konsequent: Ikea hat vorläufig Energiesparlampen komplett aus seinem Sortiment verbannt. Das kann auch als Überreaktion gelten, denn LED-Lampen sind keinesfalls generell unsicher. Die Stiftung Warentest testete im Frühjahr 2015 LED-Leuchtmittel renommierter Hersteller und vergab an 15 Produkte durchweg gute Noten für deren Sicherheit. Die Tester schauten sich dabei die Robustheit des Lampensockels und die generelle elektrische Sicherheit an.
LED-Lampen: Test von Stiftung Warentest
LEDs beleuchten inzwischen Garagentore, Hausflure, das Wohnzimmer und die Kuschelecke, es sind Schreibtischlampen, über dem Schminkspiegel sorgen sie für günstiges und effizientes Licht. Sie bieten heute warme Beleuchtung in jeder gewünschten Frequenz und senken die Stromkosten auf ein sagenhaftes Minimum. Hier sind die Testsieger der Stiftung Warentest 2015:
- Platz 1: High Line LED von Xavax mit dem test-Qualitätsurteil “SEHR GUT” (Note 1,5)
- Platz 2: LED Lamp A66 von Ledon mit dem test-Qualitätsurteil “GUT” (Note 1,7)
- Platz 3: Fullspectrum Daylight LED von Viva-Lite mit dem test-Qualitätsurteil “GUT” (Note 1,8)
Die Warentester untersuchten auch die Preise und konstatierten, dass diese bei LED-Leuchtmitteln kein Qualitätsausweis sind. Teure Lampen erhielten teilweise ein deutlich schlechteres Testergebnis als preiswerte LED-Leuchtmittel. Hierzu führte die Stiftung Warentest aufwendige Untersuchungen durch, die von Dauerprüfungen über Messungen der Lichtqualität bis zur Kontrolle der Dimmbarkeit reichten.
Gute Ergebnisse bei westlichen Herstellern
Die gute Nachricht lautet, dass die meisten Produkte westlicher Hersteller sehr gute und gute Urteile erzielten. Kein Verbraucher sollte daher auf billige chinesische LEDs ausweichen. Die vermeintliche Ersparnis dürfte oft zum Bumerang geraten: Vermutet wird bei den fernöstlichen Produkten eine Ausschussquote je nach speziellem Hersteller und Charge zwischen rund 10 bis 20 %. Das ist abnorm viel. Wer fünf chinesische LEDs kauft, riskiert, dass eine von ihnen nicht funktioniert. Sie leuchtet dann von Anfang an nur sehr schwach und kann entsorgt werden. Ob sie ein Händler zurücknimmt, ist fraglich, denn wer hebt den Kassenzettel für eine LED auf? Dabei ist die Gefährlichkeit dieser China-LEDs – siehe oben – noch gar nicht berücksichtigt, es geht nur um die Ausschussquote.
Zum Vergleich: Europäische und US-amerikanische Hightech-Unternehmen wie Siemens und GE setzen als Qualitätsmaßstab für all ihre Produkte das Six Sigma (6σ) Managementsystem an, das nur noch eine Fehlerquote von 0,00034 % zulässt. Das bedeutet: Von 300.000 Lampen darf nur eine fehlerhaft sein.