Deutsche gelten im Ausland oft als Knauser und Pfennigfuchser. Das liegt auch daran, dass sie im Ruf stehen, zu wenig oder gar kein Trinkgeld zu geben. Viele reisen mit der Haltung: Die Servicekraft bekommt ihr Gehalt – warum also sollte ich da noch etwas drauflegen? Nun – aus Freundlichkeit zum Beispiel. Das gehört schon in Deutschland zum guten Ton. In manch anderem Land ist das Trinkgeld aber unerlässlich, weil es ein wichtiger Lohnbestandteil ist. Andererseits gibt es aber auch Länder, in denen Trinkeld als No-Go angesehen wird.
Ob Städtetrip in die Stadt der Liebe oder Rundreise durch die Provence – Frankreich rangiert auf der Liste der Urlaubsländer, die von Deutschen frequentiert werden, ganz weit oben. Viel Trinkgeld wird aber nicht erwartet, denn der Tip ist meist in der Rechnung mit drin. War der Service besonders gut, darf man trotzdem gerne aufrunden – dasselbe gilt übrigens in den skandinavischen Ländern. Auch im sonnigen Italien ist Trinkgeld keine Pflicht und wird auch nicht erwartet, nach einem guten und ausgiebigen Essen darf aber gerne ein wenig aufgerundet werden.
Die türkischen Küstenstädte wie Antalya oder Bodrum sind bei deutschen Urlaubern beliebt. Sonne, Meer und gutes Essen – was will man mehr? Beim Trinkgeld sollte man großzügig sein. 10% sind das absolute Minimum, es dürfen auch gerne bis zu 20% sein. Der Grund: der Mindestlohn in der Türkei liegt bei umgerechnet rund 430 Euro monatlich brutto. Und oft erhalten Kellner oder Taxifahrer noch deutlich weniger, da die Gesetze längst nicht immer eingehalten werden. Ohne Trinkgeld kommt eine Servicekraft nicht über die Runden. Kleine Besonderheit: Man kann beim Kellner problemlos auch Zigaretten oder Aspirin ordern. Er geht dann zum nächsten Kiosk oder zur Apotheke und organisiert das Gewünschte. Das gehört dort selbstverständlich zum Service. Ebenso selbstverständlich sollte man hier großzügig Tip geben. Im Nachbarland Griechenland sind eher deutsche Trinkgelder von rund 10% angebracht. Da es in der Wirtschaftskrise aber auch vielen Arbeitnehmern nicht wirklich gut geht, darf es gern etwas mehr sein. 15 bis 20% sind auch in den reichen USA ein absolutes Muss, denn das Trinkgeld ist dort ein Lohnbestandteil, mit dem Servicekräfte fest rechnen müssen, da ihr fixer Lohn in der Regel sehr niedrig ist. Wer hier knausert outet sich als übler Geizkragen und sollte sich nicht wieder blicken lassen.
England ist an sich schon ein teures Pflaster, zumindest gemessen an deutschen Verhältnissen – Tip von mindestens 10% wird trotzdem erwartet. Allerdings nicht in Kneipen. Generell darf großzügig aufgerundet werden. Ähnlich ist es in Irland und den Niederlanden.
Gänzlich anders sieht es in China und Japan aus. Denn dort wird Trinkgeld mitunter als Beleidigung empfunden. Stattdessen spricht man einen herzlichen Dank aus. Was zu zahlen ist, steht auf der Rechnung – nicht mehr und nicht weniger. Als krass beleidigend gilt nahezu weltweit übrigens auch, wenn man zu wenig Trinkgeld gibt, indem man beispielsweise versucht, beim Kellner sein Kupfergeld loszuwerden. Aber das sollte sich von selbst verstehen.