Immer mehr Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern die Option Home Office an – andere richten Großraumbüros mit variablen Arbeitsplätzen ein, inspiriert von Shared Workspaces. Das spart Platz und Geld und soll auch, wenn es nach den Managements geht, Kommunikation und Teamgeist verbessern. Das klassische abgeschlossene Büro für ein bis drei Mitarbeiter ist auf dem Rückzug. Doch diese Taktik könnte ein Fehler sein. Das zumindest legt eine Studie der neuseeländischen Auckland University of Technology nahe.
Hot-Desking im Großraumbüro: mehr Schaden als Nutzen
In den vergangenen Jahren, stellten Rachel Morris und ihr Team fest, hat sich die Büroausgestaltung sehr verändert – so weit, dass Menschen inzwischen oft nicht einmal mehr einen eigenen festen Schreibtisch haben, den sie individualisieren können. Da durch die Digitalisierung und Vernetzung feste Arbeitsplätze nicht mehr notwendig sind, nutzen immer mehr Branchen das Hot-Desking. Das heißt: in einem Großraumbüro mit zahlreichen Schreibtischen setzt man sich beliebig an einen, der gerade frei ist.
Das soll „Kosten sparen, kollegiale Kommunikation und Kooperation erhöhen“. Arbeitnehmer beklagen demnach aber auch „Ablenkung, Geräuschkulisse und den Mangel an Privatsphäre“. Die Wissenschaftler untersuchten, inwiefern Störungen, Misstrauen, unkooperatives Verhalten und negative Beziehungen der Arbeitnehmer untereinander in solchen Situationen zunehmen – und auch den Einfluss auf kollegiale Freundschaften und gegenseitiger Unterstützung. Hierzu befragten sie im Jahr 2014 Eintausend Arbeitnehmer und Gewerkschafter.
Arbeitnehmer brauchen Privatsphäre
Und die Ergebnisse sind eindeutig. In Großraumbüros „mit oder ohne Hot-Desking“ empfanden sich die Menschen unter erhöhtem Druck; die Beziehungen der Arbeitnehmer untereinander verschlechterten sich im Vergleich zu jenen, die zu Hause oder im eigenen Büro arbeiten. Außerdem war die Unterstützung durch Vorgesetzte niedriger oder wurde als niedriger empfunden. Zudem würden die Menschen in solchen Umfeldern aufgrund der mangelnden Privatsphäre neue Techniken zum Rückzug entwickeln, um Raum für sich zu schaffen. Die Wissenschaftler vermuten, dass das ständige offene Miteinander dazu führt, dass die Menschen in größerer Konkurrenz stehen und sich stärker gegeneinander abgrenzen. Dass das insgesamt die Arbeitsqualität verschlechtert, versteht sich von selbst.
Die Forscher ziehen das Fazit, dass kollegialer persönlicher Austausch zwar wichtig ist, dass Arbeitnehmer aber auch Raum für sich brauchen, wo sie ungestört sein können – und empfehlen unter anderem, in Großraumbüros Trennwände einzuziehen.