Die Vielfalt am Matratzenmarkt wächst beständig. Zwar sind Federkern- und Kaltschaum-Matratzen in Deutschland am weitesten verbreitet. Aber hinzu kommen zahllose Varianten, die Materialien mischen. Naturmaterialien wie Rosshaar werden mit Schäumen kombiniert, Naturlatex mit synthetischem Latex vermischt, Gel-Elemente sollen die Liegequalität verbessern, und Bettfedern gibt es aus Metall, Kunststoff oder Holz. Die Bezüge sind aus Baumwolle oder Polyester-Fasern, teils mit Silberfäden versetzt, weil das angeblich gegen Milben helfen soll (was wissenschaftlich nicht belegt werden kann).
Nachhaltigkeit oder Greenwashing?
Manche dieser Materialien sind recyclebar, andere nicht, und nicht immer ist es einfach, sie voneinander zu trennen und zu sortieren. Dadurch wird die Verarbeitung entsorgter Matratzen kompliziert. Auf der Internationalen Möbelmesse IMM Cologne im Januar befasste sich mit diesem Thema auch der Fachverband der Matratzenindustrie. Aus guten Gründen: Umfragen zufolge sind mehr als zwei Drittel aller Verbraucher bereit, für nachhaltige Produkte mehr Geld auszugeben. Die Frage in diesem Kontext ist, ob der Begriff Nachhaltigkeit seitens der Industrie wirklich ernst genommen wird, oder ob die Marketing-Abteilung Greenwashing betreibt, um teure Produkte zu verkaufen.
Genau das befürchtet Klaus Werner-Lobo, Autor des „Schwarzbuches Markenfirmen“, der im Gespräch mit BBX sagte: „Man merkt, dass es kritische Konsumentengruppen gibt und spricht deren Gewissen an, indem man Corporate Social Responsibility Programme und Ähnliches einführt, während die Ausbeutung weiter voranschreitet. Die vergleichsweise kleinen Beträge, die an dieser Stelle investiert werden, gehören zum Marketingbudget. Die Großunternehmen leben davon, dass sie hohe Renditen für die Shareholder generieren und das funktioniert in diesem Ausmaß nur, indem sie Umwelt und Menschen ausbeuten.“
EU arbeitet an neuen Richtlinien zur Matratzen-Entsorgung
Nun besteht die Bettenbranche aber weniger aus Großkonzernen als vielmehr aus mittelständischen Unternehmen. Die Hoffnung, dass der ein oder andere Hersteller sich der Nachhaltigkeit mit dem gebotenen Ernst annimmt, ist also vorhanden. Der Matratzenverband äußerte sich im Rahmen der Fachmesse selbstkritisch: „Wenn beim Kauf einer Matratze unter Umständen nicht einmal nachvollziehbar ist, wer der Hersteller und welches sein Produktionsstandort ist, dann ist die Beurteilung der Nachhaltigkeit kaum möglich.“ Ein nachhaltiges Produkt ist transparent: Der Verbraucher muss nachvollziehen können, wo und unter welchen Bedingungen es produziert wurde, woher Rohmaterialien stammen und wie die Arbeitsbedingungen und Löhne in der ganzen Produktionskette sind. Das erfüllt heute nahezu kein einziger Hersteller. Dass die Materialien recyclebar und umweltfreundlich sind, ist in der Nutzung und der Entsorgung von Bedeutung.
Die EU will daher in Zukunft sicherstellen, dass Matratzen und Betten recyclebar sind und legt dafür neue Regeln fest. Wie diese genau aussehen werden, ist noch unklar. Denkbar ist aber beispielsweise, dass Händler verpflichtet werden, alte Matratzen zurückzunehmen und deren fachgerechte Entsorgung sicherzustellen.