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Am Arbeitsplatz regiert Misstrauen
Die „innere Kündigung“ von Arbeitnehmern kostet die Wirtschaft jährlich Milliardensummen – doch Besserung ist kaum in Sicht. Weniger als die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer vertrauen ihrem Unternehmen. Das geht aus einer Studie der Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young hervor.
von Gerrit Wustmann
Am Arbeitsplatz regiert Misstrauen
© Pablo Hidalgo / 123rf

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young befragte rund 10.000 Arbeitnehmer zwischen 19 und 68 Jahren in acht Ländern über ihr Verhältnis zu ihren Arbeitgebern. Die Ergebnisse sind ernüchternd. In Deutschland vertrauen gerade mal 44% ihrem Unternehmen – weniger als in allen anderen Ländern. In der Studie sollte auch untersucht werden, welche Faktoren das Vertrauensverhältnis positiv oder negativ beeinflussen.

Jeder sechste Arbeitnehmer hat kein Vertrauen in seinen Boss

Das höchste Vertrauen in den Vorgesetzten, die Kollegen und den Arbeitgeber findet sich demnach mit bis zu 68% Zustimmung in Indien, Mexiko und Brasilien. In Japan ist es mit 22% am niedrigsten. Deutschland liegt mit 44% im unteren Mittelfeld. Generell vertraut die Babyboomer-Generation ihren Bossen am stärksten, während die Millennials, mit nur 9 bis 44 Prozentpunkten das geringste Vertrauen haben – die jüngste Generation steht Autoritäten der Arbeitswelt also mit enorm hoher Skepsis gegenüber. Signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen zeigten sich hingegen nicht.

Unter jenen, deren Vertrauen in den Arbeitgeber gering ist, werden weltweit ähnliche Gründe angegeben: unangemessenes Gehalt; mangelnde Chancengleichheit; mangelnde Transparenz, schlechte Kommunikation und Kooperation. Positiv wirkt es sich offenbar aus, wenn Mitarbeiter mit Respekt behandelt werden, der Arbeitgeber sich ethisch verhält, offen und transparent kommuniziert sowie gute Entscheidungen für das Unternehmen trifft. Viele Arbeitnehmer beklagen außerdem einen Mangel an konstruktivem Feedback. Etwa jeder sechste Arbeitnehmer weltweit hat der Studie zufolge nur „sehr geringes“ oder „gar kein Vertrauen“ in den Arbeitgeber. Das bedeutet, dass gut 15% ihre innere Kündigung bereits vollzogen haben. Und das wirkt sich, so zeigten frühere Untersuchungen, spürbar negativ auf die Arbeitsqualität und das Betriebsklima aus.

Arbeitsplatzsicherheit spielt große Rolle

Das passt auch zur Selbsteinschätzung der Befragten: Mehr als die Hälfte glaubt, dass generelle Zufriedenheit am Arbeitsplatz ihre Produktivität erhöht. Zugleich glauben sie, dass Unzufriedenheit und geringes Vertrauen dazu führen, dass sie eher über einen Jobwechsel nachdenken, sich weniger engagieren und nur „Dienst nach Vorschrift“ machen. Ein wesentliches Vertrauensmerkmal dabei: Die Sicherheit des Arbeitsplatzes. Angestellte mit befristeten oder unsicheren Verträgen haben also per se auch ein geringeres Vertrauen und eine niedrigere Bindung an ihr Unternehmen. „Für ein Viertel der Beschäftigten wird Qualität zur Nebensache und knapp ein Viertel spricht negativ über das Unternehmen gegenüber Kollegen oder Bewerbern“, heißt es bei Ernst & Young in einem Studienfazit.

Kein Erfolg durch Leistung

Bei der jüngeren Generation spielt zudem die Einstellung der Eltern eine große Rolle: Wenn diese ihre jeweiligen Arbeitgeber positiv oder negativ beurteilen, hat das Einfluss auf die Haltung ihrer Kinder. Noch alarmierender, insbesondere unter der Prämisse einer „Leistungsgesellschaft“: „Mehr als ein Drittel der Arbeitnehmer glaubt nicht an Erfolg durch Leistung. 34 Prozent der Beschäftigten glauben nicht, dass hartes Arbeiten und das Erreichen der gesteckten Ziele ihnen eine Gehaltserhöhung oder Beförderung einbringen, in Deutschland liegt dieser Wert sogar bei 45 Prozent.“

„Wer Leistung einfordert,“ folgert Ana-Cristina Grohnert, Managing Partner Talent bei EY in Deutschland, „muss auch ein Umfeld schaffen, in dem Menschen gerne Leistung erbringen. Eine werteorientierten Führung wird immer mehr zum Gradmesser für eine zukunftsorientierte Unternehmenskultur, in der sich Menschen produktiv entfalten können.“ Bis dahin scheint es aber noch ein langer Weg zu sein.

von Gerrit Wustmann

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