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Arbeitszeit: Kommt das Ende des 8-Stunden-Tages?
Eine Reform des Arbeitszeitgesetzes ist ein heißes Debattenthema unter den politischen Parteien. Wirtschaftsvertreter fordern eine Lockerungen der geltenden Regeln und mehr Flexibilität. Eine Mehrheit der Bürger lehnt das allerdings ab.
von Gerrit Wustmann
Arbeitszeit: Kommt das Ende des 8-Stunden-Tages?
© Rifrazione / iStock

Ist der 8-Stunden-Tag noch zeitgemäß? Oder bremst er die Wirtschaft in Zeiten der Digitalisierung aus? Braucht die deutsche Wirtschaft mehr Flexibilität, um in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben und im globalen Konkurrenzkampf zu bestehen? Dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu diesen Fragen unterschiedliche Ansichten haben, liegt in der Natur der Sache. Es zeichnet sich in den letzten Wochen ab, dass in der kommenden Legislaturperiode ein neuer Kampf um das Arbeitszeitgesetz entbrennen könnte.

Arbeitgeber wollen flexiblere Arbeitszeit

Die Vorlage zu der hitziger werdenden Debatte lieferte einerseits die IG Metall, die in den aktuellen Tarifverhandlungen eine kräftige Lohnerhöhung von sechs Prozent fordert. Außerdem wünschen die Gewerkschafter die Möglichkeit für Arbeitnehmer, von der Teilzeit zurück zur Vollzeitbeschäftigung zu wechseln und ihre Arbeitszeit unter bestimmten Voraussetzungen auf 28 Stunden pro Woche reduzieren zu können. Die Arbeitgeber lehnen diese Forderungen naturgemäß ab.

Am anderen Ende des Spektrums unterstützen nun die sogenannten Wirtschaftsweisen, die die Bundesregierung beraten, die Haltung der Arbeitgeber und bezeichnen den 8-Stunden-Tag als nicht mehr zeitgemäß. Die Digitalisierung, so der Tenor, brauche auch flexiblere Arbeitszeiten. In mehreren Umfragen hatte sich hingegen übereinstimmend gezeigt, dass fast zwei Drittel aller Arbeitnehmer weitere Flexibilisierungen ablehnen und das 8-Stunden-Modell beibehalten möchten. Tatsächlich ist dieses in zahlreichen Branchen heute schon aufgeweicht. Überstunden sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Viele atypische Beschäftigungsverhältnisse setzen auf Arbeit auf Abruf, was die Planungssicherheit der Arbeitnehmer erschwert. Diese sind außerdem oft auch abends und am Wochenende für ihre Arbeitnehmer erreichbar. Psychologen vermuten einen Zusammenhang zu den steigenden Zahlen von Krankheitstagen aufgrund psychischer Erkrankungen.

Die meisten Unternehmen haben keinen Bedarf für weitere Flexibilisierung

Überraschend ist in dem Zusammenhang eine neue Studie des arbeitgebernahen Ifo-Instituts sowie des Personaldienstleisters Randstad. In rund 60 Prozent der befragten Unternehmen liegt demnach die Arbeitszeit regelmäßig bei acht Stunden am Tag, bei nur 13 Prozent liegt sie darüber. Etwa 40 Prozent gaben allerdings an, dass sie eine weitere Flexibilisierung für notwendig halten. Das heißt aber auch: Die Anzahl der Unternehmen, die dies nicht für zwingend halten, deckt sich annähernd mit derselben Haltung unter den Arbeitnehmern. Unter jenen, die mehr Flexibilisierung fordern, sind in erster Linie Dienstleister – also jene Branchen, in denen ohnehin vorwiegend auf atypische Beschäftigungsmodelle gesetzt wird und die Löhne überwiegend niedrig sind.

Ein Drittel der Unternehmen, so die Studie, glauben sogar, dass eine Flexibilisierung gar keinen Einfluss auf sie hätte. Deutlich erhöhen wollen die Arbeitszeit gerade mal fünf Prozent der Unternehmen. Ein ernsthafter Bedarf scheint also gar nicht vorhanden zu sein. Das zeigt, dass die wirtschaftsfreundliche Politik der letzten fünfzehn Jahre die Flexibilisierung bereits so weit vorangetrieben hat, dass auf Arbeitgeberseite kaum noch Mehrbedarf besteht – was die PR-Aktivitäten der Arbeitgeberverbände umso zweifelhafter erscheinen lässt.

von Gerrit Wustmann

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