1,2 Millionen junge Leute im Alter von 20 bis 29 haben keinen Berufsabschluss. Das sagt das Statistische Bundesamt. Wie könne es da sein, dass die Wirtschaft nicht genug Azubis finde, fragt folgerichtig der DGB. Denn allein rund 270.000 potentielle Azubis befänden sich nach der Schule erstmal in „Maßnahmen“ der Bundesagentur für Arbeit. Dabei beklagten die Arbeitgeberverbände im Jahr 2016 mehr als 43.000 unbesetzt gebliebene Azubi-Stellen.
Es gibt keinen Bewerbermangel
Wie kann das sein? Gibt es tatsächlich so viele junge Menschen, die für eine Ausbildung ungeeignet sind? Fakt ist, dass mehr als drei Viertel derjenigen, die in der BA-Statistik landen einen Haupt- oder Realschulabschluss haben, was darauf hindeutet, dass Abiturienten es nach der Schule generell leichter haben. Nur drängen von denen viele auch eher in die Universitäten als auf den Ausbildungsmarkt. Dass sie so wenige Azubis finden, begründen die Betriebe auch damit, dass zu viele Jugendliche lieber studieren möchten. Das kann der DGB nicht bestätigen.
Aus einer Analyse der Zahlen der BA, die Menschen anhand bestimmter Kriterien in „ausbildungsreif“ oder nicht ausbildungsreif einteilt, folgert der DGB, dass allein 2016 mehr als 80.000 ausbildungsreife Menschen keinen Ausbildungsplatz erhalten haben – was den Behauptungen der Arbeitgeberseite krass widerspricht: „Von einem Bewerbermangel kann schon anhand dieser Daten folglich keine Rede mehr sein“, heißt es beim DGB. Hinzu kommen demnach weitere über 200.000 Jugendliche, die als ausbildungsreif gelten, der BA aber nicht mitgeteilt haben, dass sie einen Ausbildungsplatz suchen – und sich daher in Maßnahmen befinden.
These vom Azubi-Mangel ist „falsch“
„Diese Statistik zeigt, dass insgesamt 283.281 junge Menschen, die im Laufe des Berichtsjahres 2016 ein ernsthaftes Interesse an einer Ausbildung hatten – und als „ausbildungsreif“ deklariert wurden – ohne Ausbildungsplatz geblieben sind. Viele von ihnen wurden in Ersatzmaßnahmen geparkt. Dem stehen 43.478 offene Ausbildungsplätze gegenüber“, fasst der DGB-Bericht zusammen.
Die These vom Azubi-Mangel sei „schlicht falsch“. Das stützen laut DGB auch die Zahlen des Nationalen Bildungsberichtes, demzufolge die bezeichnete Schieflage bereits seit gut zwanzig Jahren besteht.