Pfusch am Bau ist auch in Deutschland weiterhin ein wichtiges Thema. Eine Studie der Dekra von 2007 bezifferte die Gesamtsumme der Schäden durch Baupfusch auf 1,4 Milliarden Euro jährlich. Wie eine Studie des Bauherren-Schutzbundes (BSB) im Jahr 2015 ergab, haben sich die Schadenssummen seit 2009 mehr als verdoppelt. Das würde bedeuten, dass der Gesamtschaden inzwischen die Marke von drei Milliarden Euro im Jahr geknackt hat. Die Dekra mahnte damals laut der Tageszeitung „Die Welt“ an: „In der Regel werden nur jene Arbeiten zu 100 Prozent ausgeführt, die äußerst streng kontrolliert werden.“
Baukontrolle nach Checkliste ist nicht sinnvoll
Aber noch immer schauen zu viele Bauherren auch beim Einsatz von Kontrollen durch Sachverständige zuerst auf den Preis. Genau das aber führe zu Fehlern, bemängelt der Verband privater Bauherren (VPB). Den Kontrollen seien nur dann wirkungsvoll, wenn sie individuell und intensiv durchgeführt würden. Baukontrollen, so der Verband, ließen sich nicht „nach Checkliste“ durchführen. Stattdessen müssen jedes Bauprojekt anhand individueller Kriterien unter die Lupe genommen werden. Das führt zwar dazu, dass die Kontrollen den Bauherren mehr Geld kosten, ihm am Ende aber beträchtliche Summen einsparen können, etwa weil ein Keller aufgrund qualitativ hochwertig durchgeführter Arbeiten auch wirklich wasserdicht ist. Von Kontrolleuren, die lediglich Checklisten abhaken und Pauschalpreise anbieten, rät der Verband ab.
„Wenn wir das Dach kontrollieren, sollte das Gerüst noch stehen, damit wir auch die Spengler-arbeiten und Anschlüsse beurteilen können“, erläutert Volker Wittmann vom VPB und verweist darauf, wie wichtig die Reihenfolge der Kontrollen im Bauverlauf ist, damit Fehler und Mängel frühzeitig erkannt und behoben werden können. Das erschließt sich auch dem Laien: Wird ein Rohr fehlerhaft verbaut und kommt es erst später zu Brüchen, so muss unter Umständen eine ganze Wand aufgestemmt und saniert werden. Und das ist in jedem Fall teurer als eine präventive und aufmerksame Baukontrolle.
Qualität beginnt schon beim Bauvertrag
Zudem können Bausachverständige den kompletten Prozess begleiten. Beispielsweise erkennen sie schon anhand des Bauvertrages mögliche Schwachstellen, auf die sie den Bauherren hinweisen können. Wittmann: „Dabei können wir viele Probleme gleich lösen, weil Missverständnisse und Unbestimmtheiten rechtzeitig ausgeräumt werden können. Damit reduziert sich meist auch die Anzahl der erforderlichen Baukontrollen, weil Baufirma und Bauherren einander besser verstehen. Die Bauherren haben die Kosten der Baubegleitung damit selbst in der Hand.“
Bei der Auswahl des Sachverständigen rät der VPB, auch dessen Ausbildung und Referenzen zu überprüfen, um herauszufinden, ob es sich um einen Fachmann mit entsprechender Expertise handelt.