Bei der Wahl der Uni kommt es zuvorderst auf die eigenen Voraussetzungen an: Hat man einen guten bis sehr guten Abischnitt? Dann besteht beinahe freie Auswahl. Aber auch wenn man keinen überragenden Schulabschluss vorweisen kann, muss man nicht verzagen. Denn erstens gibt es Fächer, die nicht von der Abinote abhängig sind (sogenannte „NC-freie Fächer“) und vielleicht entsprechen diese ja der eigenen Fachrichtung. Zweitens bieten bestimmte Unis die Möglichkeit von Eignungstests: Hier kann man nachweisen, dass man für sein Wunschfach geeignet ist, auch wenn das Abi zu wünschen übrig lässt. Auch im Unibetrieb spricht sich langsam herum, dass die Abiturnote nur bedingt aussagekräftig ist.
Gehen wir aber mal von einem Top-Abi oder einem Schnitt aus, der den problemlosen Zugang zum Wunschfach ermöglicht. Dann gibt es einige Fragen zu klären:
Welche Uni ist die beste?
Fast jede Universität in Deutschland hat bestimmte Fachbereiche, in denen ihr Kompetenzschwerpunkt liegt. Man sollte also nicht unbedingt auf eine Uni schielen, die möglichst nah am Wohnort der Eltern liegt (dazu später mehr), sondern in Erfahrung bringen, welche Uni den besten Beruf in Bezug auf das favorisierte Fach hat.
Bei Orchideenfächern ist das in der Regel noch relativ leicht herauszufinden. Im besten Fall kennt man das Profil bestimmter Hochschulen schon aus der Fachliteratur oder vom Austausch mit Freunden und Bekannten, die bereits studieren.
Als Orchideenfächer werden ausgefallene oder ungewöhnliche Studienfächer umgangssprachlich bezeichnet
Bei weit verbreiteten Fächern (BWL, Jura, Germanistik, Anglistik etc.) wird es schon schwieriger. Hier herrscht ein Überangebot. Es genügt nicht, nach „beste Uni BWL“ zu googeln. Generell ist die Frage nach der „besten Uni“ problematisch. Denn sie führt einen in der Regel zu den so genannten Elite-Unis, die staatliche Fördermittel erhalten, für die sie sich anhand bestimmter Exzellenz-Kriterien qualifiziert haben. Das heißt aber nicht, dass die Uni wirklich herausragend ist. Es heißt bloß, dass sie verstanden hat, wie Marketing funktioniert und wie man sich möglichst effizient an Vorgaben ausrichtet, deren Sinnhaltigkeit umstritten ist. Auch an Elite-Unis gibt es mehr als genug Klagen über strukturelle Probleme, bürokratischen Irrsinn und Qualitätsgefälle in der Lehre. Also: Vergesst die Labels – sie taugen nichts.
Wichtig: Einen persönlichen Eindruck gewinnen
Am besten ist es, sich rechtzeitig umzuhören – schon eine Weile vor dem Abi. Mit Studenten zu sprechen, Unis persönlich zu besuchen. Viele bieten Schnupperseminare für Schüler an, in denen man auch mit Studierenden in Kontakt kommt. Es lohnt, sich über die Dozenten zu informieren, sich die universitäre Infrastruktur genauer anzusehen und an Punkten, die einem persönlich besonders wichtig sind, genauer nachzuhaken. Nicht nur der Student bewirbt sich bei der Uni – die Uni bewirbt sich auch beim Studenten. Und hier sollte sie mit Qualität punkten. Je nach Fach kann es auch sinnvoll sein, einen Blick über Ländergrenzen hinweg zu werfen. Es ist gar nicht so selten, dass man im Ausland bessere Bedingungen vorfindet als hierzulande.
Es gibt zu diesen Themen unzählige Ratgeber, Foren und auch Vergleichsportale im Internet. Diese mögen für eine erste Orientierung hilfreich sein. Für eine finale Entscheidung sollte man sich aber nicht auf sie verlassen. Sich selbst ein Bild zu machen, ist die beste Methode.
Hier, dort oder anderswo studieren?
Das führt uns zur zweiten drängenden Frage: Angenommen, es stehen drei Unis zur Endauswahl, die alle mit hoher Qualität und guten Bedingungen im eigenen Fachbereich glänzen. Eine ist nah am Wohnort der Eltern. Eine ist am anderen Ende Deutschlands. Eine ist im Ausland. Welche soll man besuchen?
Wichtig sind dafür zwei Punkte: Persönliche Vorlieben und finanzielle Möglichkeiten. Erhält man Bafög und / oder ein Stipendium? Erhält man Unterhalt und weitere Unterstützung von den Eltern? Das wäre der Optimalfall. Diese Mittel kann man mit einem Studentenjob aufbessern und lebt unter Umständen gar nicht schlecht, zumal man als Student von zahlreichen Vergünstigungen profitiert. Sind die Finanzen knapp, kommt es auch auf Eigeninitiative an: Wer gut und motiviert ist, kann auch unter eher widrigen Umständen ein Studium absolvieren. Wichtig ist, sich von potentiellen Kosten nicht abschrecken zu lassen und es dennoch zu versuchen – dann wählt man eben die wohnortnahe Uni. Geht man aber in ein anderes Bundesland oder gar ins Ausland, sollte man sich rechtzeitig um eine Bleibe kümmern. Denn in den großen Unistädten ist es alles andere als einfach, eine Wohnung oder ein WG-Zimmer zu bekommen, da zu viele Bewerber unterwegs sind. Je früher man anfängt, desto besser stehen die Chancen. Und auch wenn es nicht so optimal ist: Den Blick auch ruhig mal in die Außenbezirke und Vororte schweifen lassen. Denn dort findet sich eher bezahlbarer Wohnraum. Dafür kann man tägliches Pendeln in Kauf nehmen. Die Fahrt ist mit dem Semesterticket in aller Regel bereits bezahlt.