Daten sind das neue Gold. Unternehmen wie Google, Facebook oder der dominierende Onlinehändler Amazon haben gegenüber dem stationären Einzelhandel einen immensen Vorteil: Indem sie Cookies auslesen, das Nutzverhalten, Einkäufe, Vorlieben, Interessen speichern und analysieren, können sie ihr Angebot immer weiter optimieren, die Verbraucher zum Klicken und Kaufen animieren. Die Marktanteile der digitalen Shoppingcenter wachsen beständig, während der stationäre Handel ins Hintertreffen gerät.
Kameras und High-Tech zur Kundenanalyse
Doch das soll sich ändern. Medienberichten zufolge testet die Kette real seit mehr als einem halben Jahr neue Methoden, um Daten über die eigene Kundschaft zu erheben. Und das längst nicht mehr nur mit Bonuskarten, sondern mit High-Tech. So soll in einigen Märkten via Kamera Alter und Geschlecht der Kunden analysiert werden, um Angebote optimieren zu können.
Und das dürfte nur der Anfang sein. Denn der Einzelhandel hat großes Interesse daran, seine Kunden ganz genau kennenzulernen und ihm so individuelle Angebote stricken zu können, wie es die Konkurrenz im Netz heute schon tut. Ladengeschäfte werden schon längst ach psychologischen Kriterien konzipiert. Was steht wo? Wie sind die Gänge und Auslagen angeordnet, damit der Kunde zu Spontankäufen animiert wird? Wie lockt man ihn mittels Sonderangeboten ins Geschäft, damit er dort dann deutlich mehr einkauft als nur das, was auf seinem Zettel steht? Wie bindet man Kunden ans Unternehmen?
Eine Frage des Datenschutzes?
Je mehr Daten man über einzelne Personen hat, desto besser lässt sich all das optimieren. Und grundsätzlich ist all das auch ein legitimes Interesse der Händler. Die wesentliche Frage dabei ist aber die nach dem Datenschutz. Sobald Kameras ins Spiel kommen oder Erhebungstechniken, bei denen sich Daten mit einer konkreten Person verknüpfen lassen, wird es problematisch. Kameras zur Kundenanalyse sind eben etwas anderes als Überwachungskameras, die Diebstahl verhindern sollen.
Zwar fühlen sich die meisten Menschen unwohl, wenn eine Kamera auf sie gerichtet ist – andererseits ist die Mehrheit aber auch schlicht zu bequem, um dem zu entgehen. Die Zahl derer, die ihren Browser mit Privacy-Einstellungen und Add-Ons so sichern, dass sie kaum mehr nachverfolgt werden können, ist minimal. Es ist ein Nerd-Thema. Zumal die User meist gar nicht mitbekommen, wie das Tracking abläuft. Allenfalls wundern sie sich, wenn ihnen eine Werbeanzeige zu einem Produkt begegnet, das sie kurz vorher auf einer anderen Website angesehen haben. Im Supermarkt sähe das etwas anders aus. Denn dort dürften die Kameras nach geltendem Recht gar nicht so weit versteckt werden, dass der Kunde sie nicht wahrnimmt. Im Gegenteil – er muss offensiv über die Überwachung informiert werden.
Und ob das dem Image der jeweiligen Geschäfte auf Dauer gut tut, darf man zumindest vorsichtig bezweifeln.