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Emissionen kompensieren – sinnvoll oder Humbug?
Flugreisen werden immer günstiger. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen eben mal für einen Kurztrip am Wochenende den Flieger buchen. Und das CO2, das dabei in die Luft geblasen wird, ist ja auch kaum noch der Rede wert, wenn man seine Emissionen kompensiert, so zumindest die Theorie …
von Charlotte Ruzanski
Emissionen kompensieren – sinnvoll oder Humbug?. Wie sinnvoll ist es den CO2-Ausstoss des Urlaubsflugs zu kompensieren?
© Thinkstock

Schon lange geistert durch die Medien, dass Treibhausgase wie CO2 ursächlich für massive Umweltkatastrophen wie die Klimaerwärmung, das Schmelzen der Polkappen und Dürren sind. Und wir wissen, dass es vor allem unsere Lebensweise ist, die diesen Prozess zügig voranschreiten lässt, denn Autos, Flugzeuge und Kohlekraftwerke pusten jede Menge des ungeliebten Kohlenstoffdioxids in die Luft.

Doch obwohl wir auf viele Annehmlichkeiten – wie das Auto oder die Flugreise – nicht verzichten wollen, entwickeln immer mehr Verbraucher ein Umweltbewusstsein und möchten ihren CO2-Ausstoß kompensieren.

Klimaneutrale Produkte

Diesem Wunsch kommen immer mehr Unternehmen nach und bieten sogenannte klimaneutrale Produkte an. Diese Bezeichnung heißt jedoch mitnichten, dass bei der Herstellung oder Nutzung kein CO2 freigesetzt wird. Es besagt lediglich, dass die entstandenen Emissionen ausgeglichen werden. Was natürlich schon mal ein Schritt in die richtige Richtung ist.

Allerdings hat die Rechnung oft einen Haken. Denn bei der Ermittlung des CO2-Ausstoßes fließt in den meisten Fällen nur das CO2 ein, das unmittelbar bei der Produktion anfällt. Konkret ist das beispielsweise das benötigte Benzin bzw. Öl, der Stromverbrauch, die Verpflegung der Mitarbeiter. Außenvorgelassen hingegen werden häufig Posten wie Bau und Betrieb der Lagerhallen, die Anschaffung neuer LKW, etc.

Dabei gibt es hier bereits Unternehmen, die anbieten, auch solche Posten in die Rechnung aufzunehmen wie Climate Partner, die bereits die CO2-Bilanz für Canon oder Herlitz ermittelt haben.

Kompensation mithilfe von Agenturen

Der Ausgleich von Emissionen geschieht in der Regel in Zusammenarbeit mit Kompensationsagenturen, die in Projekte investieren, die den CO2-Ausstoß reduzieren.

Wer die Emission seiner Flugreise kompensieren will, kann dafür auf den Webseiten der Kompensationsagenturen wie Atmosfair oder Myclimate Merkmale zum Flug (Distanz, Verbrauch, Sitzklasse) angeben und bekommt dann eine Summe genannt, die er der Agentur für die Kompensation des Fluges überweisen muss. Allerdings arbeiten inzwischen immer mehr Fluggesellschaften direkt mit den Agenturen zusammen. Das erleichtert Verbrauchern die Kompensation, weil es nicht mehr nötig ist, andere Webseiten dafür zu besuchen und zusätzliche Formulare auszufüllen.

Je nach Agentur fließt das Geld in Projekte, die dabei helfen, den CO2-Ausstoß gering zu halten. So arbeitet Myclimate bspw. mit einer Organisation auf Madagaskar zusammen, die Solarkocher produziert. Dank der Kompensationsgelder können die Kocher günstig verkauft werden und helfen so, die Nutzung von Öfen mit Brennholz zu minimieren und reduzieren auf diese Weise den CO2-Ausstoß.

Mithilfe der Kompensationsgelder werden auf diese Weise Millionen in Klimaschutzprojekte investiert und das, obwohl derzeit erst ein minimaler Teil der Flugreisen kompensiert wird.

Nicht nur für Flugreisen

Klimaneutrale Produkte halten an immer mehr Stellen Einzug. Inzwischen können CO2-Emissionen von Bus- und Bahnreisen, Hotelaufenthalten oder ganzen Urlauben ebenso kompensiert werden wie der Kauf von Südfrüchten oder elektronischen Geräten. Möglich ist das meist direkt beim Kauf, indem der Kunde einen Aufpreis auf das Produkt oder die Leistung zahlt.

Seriöse Agenturen

Unter den Kompensationsagenturen finden sich nur wenige schwarze Schafe, die meisten arbeiten seriös und das Geld kommt dort an, wo es gebraucht wird. Verbraucher, die sichergehen wollen, bei einer seriösen Agentur gelandet zu sein, können sich an der Auszeichnung „Gold Standard“ orientieren. Dieses Zertifikat steht für Klimaschutzprojekte, bei denen die Reduktion der Emissionen geprüft wurde, ebenso wie ein Mindestmaß an Rücksicht gegenüber der Einwohner und der Umwelt garantiert wird.

Ein wichtiges Merkmal ist auch die Transparenz beim Kompensationsverfahren. Ist nicht klar ersichtlich, in welches Projekt das Geld fließt, sollte man besser die Finger davon lassen.

Moderner Ablasshandel?

Bleibt bei all dem jedoch die Frage: Wie sinnvoll ist die Kompensation? Kritiker bezeichnen sie als modernen Ablasshandel. Und damit mögen sie nicht ganz falsch liegen, denn wenn die Möglichkeit der Kompensation dazu führt, dass weiterhin viel und unnötig geflogen und CO2 freigesetzt wird, ändert sich nichts an unserer derzeitigen Problematik.

Klar ist: Eine langfristige Senkung des CO2-Ausstoßes ist nur möglich, wenn wir unser Verhalten ändern, d. h. weniger fliegen und konsumieren. Da das aber nichts ist, was von jetzt auf eben geschehen wird, ist die Kompensation immer noch besser als nichts.

von Charlotte Ruzanski

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