Viel wird geschimpft über Facebook in diesen Tagen: Dass das Netzwerk zu langsam reagiert, wenn es darum geht, Hasspostings zu löschen. Dass es Inhalte sperrt, die eigentlich gar nicht gesperrt werden dürften. Dass die Nutzer in einer sich immer weiter verstärkenden Filter-Bubble hängen, die pausenlos nur die eigene Meinung bestätigt. All diese Kritikpunkte sind berechtigt. Aber zumindest beim letzten kann jeder Nutzer selbst eingreifen – und das geht sogar ganz einfach.
Facebook analysiert, wie der Nutzer tickt
Jedes Facebook-Mitglied kennt das Problem: Man hat 500 „Freunde“ und zusätzlich noch 300 Seiten abonniert – aber in der Timeline kommt nur ein Bruchteil der Postings der anderen an. Der Grund dafür ist der Algorithmus des Netzwerks, der genau analysiert, wie der einzelne Nutzer tickt. Auf welche Beiträge reagiert er, was kommentiert er, welche Links klickt er an, mit welchen Kontakten kommuniziert er häufiger bzw. seltener? Zusätzlich wird das Surfverhalten außerhalb von Facebook ausgewertet: Welche Webseiten besucht man, was sucht man bei Google, wie lange verweilt man auf welchen Seiten, was kauft man ein, welche Spiele spielt man? Die Liste ist endlos. Dadurch erfährt Facebook, was den Nutzer interessiert – und sortiert anhand dieser Infos ein und aus. Was man letztlich zu sehen bekommt, liegt in der Hand eines Computers.
Sortierung lässt sich abschalten
Der Vorteil: Man kann den Computer entmachten. Der Haken: Man muss es immer wieder tun. Sowohl in der Desktop- als auch in der mobilen Ansicht (nicht in der App!) hat man ganz oben die Anzeige „Hauptmeldungen“. Das sind jene Postings, die der Algorithmus auswählt. Klickt man darauf, dann kann man zu den „Neuesten Meldungen“ wechseln – und schon bekommt man alles angezeigt, was die „Freunde“ posten und das allermeiste dessen, was abonnierte Seiten posten. Dass bei den Seiten weiterhin gesiebt wird, hat einen simplen Grund: Facebook will mit ihnen Geld verdienen. Wenn Seitenbetreiber wollen, dass ihre Abonnenten bestimmte Beiträge auch wirklich angezeigt bekommen, müssen sie sie hervorheben. Und das ist kostenpflichtig. Umgehen kann man das, indem man alles, was man nicht verpassen möchte, in Interessenlisten einfügt – dann wird wirklich restlos alles angezeigt.
Nervige Freunde? Abo kündigen!
Allerdings stellt Facebook automatisch immer wieder von den neuesten auf die Hauptmeldungen um. Man kann die Einstellung nicht permanent vornehmen. Daher sollte man bei jedem Einloggen kurz checken, welche Option aktiviert ist und sie gegebenenfalls wechseln.
Umgekehrt geht das natürlich auch. Denn wenn man alles angezeigt bekommt, wird man, je nach Struktur der eigenen Kontakte, mit Katzenvideos, geknipstem Essen, bunten Bildchen mit dümmlichen Kalendersprüchen und all dem anderen Zeug zugemüllt, das Menschen halt so von sich geben in der irrigen Annahme, es würde irgendwen interessieren. Um dem zu entgehen, besucht man das Profil des jeweiligen Nutzers, klickt auf den Button „abonniert“ und markiert dann „nicht mehr abonnieren“. Die Person bleibt weiterhin in der Kontaktliste, die Postings sieht man aber nicht mehr.
Wobei … Facebook ohne Katzenvideos ist dann auch wieder Filter-Bubble. Oder?