Wer in Deutschland spart, hat derzeit wenig Aussicht auf gute Erträge. Grund sind die Minizinsen als Folge des gesenkten Leitzinses der EZB. Doch ungeachtet dieser Tatsache setzen die meisten noch immer auf Bankeinlagen, eine im Grunde genommen sehr sichere Form der Geldanlage, nur leider momentan kaum effizient.
Natürlich wirkt es da verlockend, wenn im EU-Ausland höhere Zinsen als in der Heimat versprochen werden. So steht den schlappen 0,6 % Zinsen, die derzeit in Deutschland gemacht werden können, in Italien ein Zinssatz von 1,3 % gegenüber und in Frankreich und den Niederlande gar ein Satz von durchschnittlich 1,8 %.
Nicht von zu hohen Zinsen blenden lassen
Doch so gut das Angebot wirken mag, mahnen Verbraucherschützer und Bankexperten zur Vorsicht.
Wie die Tageszeitung Die Welt berichtet, sind hohe Zinsen immer wieder auch ein Spiegel für das Risiko des jeweiligen Bankenmarktes. Eine vermeintlich sichere Situation kann schnell aus dem Ruder laufen. So beispielsweise im Jahr 2008 als die isländische Kaupthing Bank Kunden mit hohen Tagesgeldzinsen lockte. Als die Bank dann in die Pleite rutschte, war für die Anleger lange Zeit nicht klar, ob sie ihr Geld wiedersehen würden.
Sicherheit durch Einlagensicherung
Das größte Problem bei der Pleite der isländischen Bank war die Tatsache, dass Island kein Mitglied der Europäischen Union ist. Innerhalb der Europäischen Union ist das Geld von Anlegern bis zu einem Betrag von 100.000, – € geschützt und kann auch bei einer Bankenpleite nicht verlorengehen.
Zusätzlich bieten einige Länder weitere Sicherungssysteme wenn Beträge über 100.000, – € angelegt werden, auch Deutschland ist hier mit von der Partie.
Die Geldanlage im Ausland ist theoretisch daher dann risikoarm, wenn man eine Bank innerhalb der Europäischen Union wählt, da man hier – zumindest bis zu einem Betrag von 100.000, – € – seine Finanzen in Sicherheit weiß.
Auch Einlagensicherung hat ihre Grenzen
Und dennoch bleibt ein großes Aber. So muss immer gefragt werden, was bei der Pleite einer großen Bank passiert, wenn die bankeigenen Verbände die Auszahlung der Kunden nicht mehr gewährleisten können. Im Zweifelsfall müssen dann Staat und Steuerzahler einspringen, um die Einlagensicherung zu gewährleisten. In einer solchen Situation stellt sich natürlich die Frage, ob Steuerzahler eines Landes bereit sind, auch die Gelder ausländischer Kunden zu sichern, so Finanzexperte Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg im Gespräch mit der Tageszeitung Die Welt. Nach wie vor sei die Einlagensicherung in Deutschland die sicherste in Europa, so Nauhauser weiter.
Dass Einlagensicherung nicht gleich Einlagensicherung ist, liegt auch daran, dass Länder mit einer niedrigeren Kreditwürdigkeit ein deutlich höheres Risiko für Ausfälle haben. Zudem muss sich jeder Anleger bewusst sein, dass die Einlagensicherung nicht für einen Systemausfall des gesamten Bankensektors ausgelegt ist. Im Falle eines totalen Kollaps‘ gibt es für keinen Anleger eine Garantie.
Hohe Zinsen als Lockangebot
Ein weiterer Grund, weshalb Kunden Angebote ausländischer Banken genau prüfen sollten, sind versteckte Bankgebühren. In vielen Ländern sind die Gebühren deutlich höher als in Deutschland, wodurch höhere Zinsen schnell wieder relativiert werden.
Außerdem sind hohe Zinsversprechen häufig auch Lockangebote für Neukunden. Und so mancher guter Zinssatz rutscht nach wenigen Monaten tief in den Keller oder wird nur bis zu einer bestimmten Sparsumme gewährleistet.
Die Devise sollte also grundsätzlich lauten: Egal wie gut ein Angebot ist, erst nach einem ausführlichen Blick hinter die Kulissen lässt sich eine Aussage darüber treffen, ob man mit der Bank ein Schnäppchen macht, oder ob die Bank einem ein Schnippchen schlägt.