Der von der GfK ermittelte Konsumklimaindex erreichte im Mai 2015 mit über 10 Punkten einen Höchststand der letzten 14 Jahre, doch die Versicherungsunternehmen müssen ins Jammertal. Nur noch wenige Deutsche sind zu hohen Ausgaben bereit, wenn es um ihre Altersvorsorge geht. In einer aktuellen Umfrage gaben 26 % von ihnen an, gern „einiges“ für die private Altersvorsorge beiseitezulegen, doch 2001 waren es noch 45 % und 2006 immerhin noch 32 % gewesen. So ein Trend ist wirklich unübersehbar, er führt steil nach unten. Sind die Deutschen fahrlässig geworden? Vielleicht doch nicht so sehr, wie es die Versicherer befürchten, denn deren Gesamtverband GdV hatte die Umfrage beim Allensbach-Institut in Auftrag gegeben. Dabei dürften die Interviewer wohl nach den Ausgaben für kapitalbildende Lebensversicherungen und Rentenversicherungen gefragt haben. Wurde denn nach alternativen Anlagen wie Festgeld oder gar Immobilieninvestitionen gefragt? Nach Sparen “unter dem Kopfkissen” (bei Mini-Inflation gar keine schlechte Idee), Anlagen in Edelmetalle oder gar in Aktien und Derivate? Wahrscheinlich nicht.
Konsumfreude und Sparfaulheit in Deutschland?
Die Versicherer ließen nach denjenigen Anlagen fragen, die für ihre Unternehmen interessant sind, dabei mussten sie eine sehr deutlich gesunkene Ausgabenbereitschaft konstatieren. Diese fiel vor allem bei den jungen Leuten zwischen 16 bis 29 Jahren und bei den Befragten jenseits des 60. Lebensjahres extrem niedrig aus. Allenfalls die konsumfreudige Gruppe zwischen 30 bis 44 Jahren gibt auch viel für Versicherungen aus, immerhin durchschnittlich 40 % dieser Kohorte wollen dafür einiges tun. Das Konstrukt “Konsum versus Vorsorge”, das die Versicherer gern darstellen würden, dürfte damit aber nicht ganz stimmen. Sie kommentierten die Ergebnisse der Studie dergestalt. Die Deutschen würden lieber verreisen und Möbel oder technische Geräte anschaffen, anstatt an ihre Rente zu denken, so der GdV-Kommentar zu den Studienergebnissen. Dagegen fällt den cleveren Versicherungsverkäufern auch gleich ein Mittel ein: Eine Stärkung der Betriebsrente müsse her, um die Menschen hierzulande vor der Altersarmut zu bewahren. Die betriebliche Altersvorsorge solle vereinfacht, die private Vorsorge weiterentwickelt werden. Den Tariffonds des Bundesarbeitsministeriums – ein neuer Weg zur bAV – lehnt der GdV ab, er will lieber einfachere Regeln und attraktivere Bedingungen bei den bisherigen Verfahren schaffen. Das wäre beispielsweise ein Opting-Out, also die automatische Gehaltsumwandlung zur Betriebsrente. Wenn Arbeitnehmer das nicht wünschen würden, müssten sie sich aktiv dagegen entscheiden. Das würde in angelsächsischen Ländern schon sehr gut funktionieren, so die deutschen Versicherer. Auch die Lebensversicherung könne weiter gestärkt werden, des Weiteren müsse man das Image der Riester-Rente wieder aufpolieren. Dabei übersehen die Kommentatoren des GdV wohl, dass gerade der Zuspruch zum Wohn-Riester beweist, wie mündig und kalkuliert deutsche BürgerInnen in Wahrheit ihre Altersvorsorge in Angriff nehmen.
Eigenheim und Eigenheimrente
Für das eigene Haus gab es schon immer gute Gründe: Keine Mieterhöhung befürchten zu müssen, den persönlichen Geschmack zu verwirklichen und nicht zuletzt etwas zu vererben sind nur die wichtigsten. Doch seit Inkrafttreten der Eigenheimrente (“Wohn-Riester”) sind noch einige Gründe hinzugekommen, die durch sinkende Kapitalmarktzinsen und steigende Immobilienpreise potenziert werden.
Die meisten Immobilienkäufer denken durchaus an ihr Alter, wie die Universität Hohenheim in einer Umfrage für die LBS-Bausparkasse ermittelte. Demnach nannten diesen Grund 73 % aller Besitzer als wichtiges Motiv für den Erwerb, gefolgt von 72 % der Befragten, denen die individuelle Gestaltungsfreiheit sehr am Herzen liegt. Für 69 % der Eigenheimbesitzer sind die wegfallenden Mietzahlungen, für 68 % die generelle Unabhängigkeit sehr wichtig, 51 % halten es für bedeutsam, dass sie keinem Kündigungsrisiko durch einen Vermieter unterliegen. Diese Zahlen belegen die vielschichtigen Gründe, ein Haus zu kaufen, sie belegen aber auch, dass die Altersvorsorge der stärkste dieser Gründe ist. Angesichts steigender Zahlen bei den Eigenheimkäufen und auch bei Anlagen in Immobilienfonds könnte es sein, dass sich die Versicherer mit ihrer Betrachtung des deutschen Sparverhaltens durchaus irren. Übrigens haben 80 % der befragten Immobilienbesitzer ihre Entscheidung nie bereut und würden jederzeit wieder kaufen. Nur 8 % sind gegenteiliger Meinung, 12 % sind in dieser Frage unentschieden.
Anlage in Immobilienfonds: B-Städte mit bestem Renditepotenzial
Auch wenn sich die Zahl der Eigenheimbesitzer nicht gerade vervielfacht, wächst doch der Zuspruch in die Anlageklasse der Wohnimmobilien. Wer dort investieren möchte, ist am besten in sogenannten B-Regionen abseits der Metropolen aufgehoben. Das hat das Analyseunternehmen Catella Research ermittelt. Als aktuelle Top-Investitionsstandorte in Deutschland nennt eine Studie von April 2015 die Städte Regensburg, Darmstadt und Ingolstadt. Die deutschen Wohnungsmärkte befinden sich in einer beispiellosen Boomphase, welche nationale und mehr noch internationale Investoren genauestens beobachten. Das verwundert Experten nicht: Selbst deutsche Städte mit – aus deutscher Sicht – exorbitanten Mieten wie etwa München erscheinen aus der Sicht von London oder Paris vergleichsweise günstig. In Paris liegen die Mieten teilweise dreifach, in London zweieinhalbfach über dem Münchner Niveau. Es ist also aus Sicht von Investoren durchaus noch Luft nach oben, auch wenn – wiederum aus deutscher Sicht – nicht zu befürchten ist, dass sich hierzulande innerhalb weniger Jahre die Mieten verdoppeln könnten. Jedoch nehmen mehr und mehr international aufgestellte Immobilienfonds das deutsche Baugeschäft in die Hand, wobei für Anleger zweistellige Renditen zu erwarten sind. Es ist für deutsche Verbraucher ein zweischneidiges Schwert: Als Mieter wünschen sie sich niedrige Mieten und müssen daher den politischen Schritt der soeben verabschiedeten “Mietpreisbremse” begrüßen, als Anleger (auch Kleinanleger) können sie bei richtiger Investition vom Boom profitieren. Dabei sollten sie auf B-Städte setzen, wie der Immobilien- und Anlageexperte Dr. Thomas Beyerle (Catella Group) erläutert. Die Marktstruktur in Deutschland unterscheide sich vom europäischen Ausland unter anderem durch das Fehlen von dominanten Investmentzentren, im Klartext: In Deutschland kann man überall schön leben, arbeiten und investieren. Städte wie München, Berlin, Stuttgart und Leipzig gelten aber als überhitzt. Die B-Regionen könnten hingegen noch kräftig wachsen. Neben den drei genannten Städten seien auch Potsdam und Hannover sehr interessant. Dort seien die sozioökonomischen Daten, das Struktur- und Liquiditätsrisiko sowie das Standortpotenzial so günstig beschaffen, dass Anleger in entsprechende Fonds eigentlich “nichts zu befürchten” hätten, so Beyerle. Das dürfte die Versicherer nicht besonders erfreuen, deren Renditen immer weiter sinken.