Es sollte nicht überraschen, dass sich finanziell während des Studiums keine besonders großen Sprünge machen lassen und auch Möglichkeiten zu sparen bieten sich in dieser Zeit nur sehr spärlich an. Der Stiftung Warentest zufolge braucht ein Student mindesten 570, – € im Monat um sich Wohnen, Essen, Kleidung, Telefon, Internet, Fahrkosten, Krankenversicherung und Freizeit leisten zu können (wobei das Freizeit-Budget bei dieser Rechnung sehr dürftig ausfällt).
Bedarf sehr variabel
Doch allgemeingültige Aussagen darüber, welcher finanzielle Betrag für einen Studenten ausreichend ist, lassen sich kaum treffen. Denn ganz abgesehen davon, dass der individuelle Bedarf ohnehin schon sehr unterschiedlich ausfallen kann, sind die monatlich anfallenden Kosten stark vom Studienort anhängig – in manchen Städten ist das Studentenleben deutlich preiswerter als in anderen. Eine erste Orientierung bietet der Lebenshaltungskosten-Rechner von Zeit und Campus Online.
Beispielhafte Bedarfsrechnung Studium
Wohnen (Miete, Nebenkosten) | 211 – 359, – € |
Ernährung | 152 – 167, – € |
Fahrkosten Nahverkehr | 41, – € |
Kleidung | 48 – 55, – € |
Kommunikation (Telefon, Internet, GEZ, Post) | 33, – € |
Lernmittel | 18 – 65, – € |
Krankenversicherung, Arztkosten, Medikamente | bis 128, – € |
Freizeit, Kultur, Sport | 57 – 77, – € |
Einmalige Kosten pro Semester (umgelegt auf Monat, bspw. Studiengebühren) | 10 – 170, – € |
Gesamtbedarf | 570 – 1.100, – € |
Quelle: 20. Sozialerhebung Deutsches Studentenwerk (06.2013, zugrundeliegende Daten von 2012) |
Umzug und Wohnen
Die ersten großen Ausgaben kommen schon, noch bevor das Studium überhaupt begonnen hat: Der Umzug in die erste eigene Wohnung. Müssen Transporter und neue Möbel finanziert werden, kann schon der Umzug allein ein klaffendes Loch in die Haushaltskasse reißen.
Welche Ausgaben dann für die Miete selbst anfallen, ist vor allem von der Stadt abhängig, in der studiert wird. Auch wenn die Wohngemeinschaft in vielen Fällen die kostengünstigste Form des Wohnens ist, sind die Mieten vor allem in Studentenhochburgen wie München, Tübingen oder Freiburg empfindlich hoch und beanspruchen den größten Teil des studentischen Einkommens für sich. So zeigt die 20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks, dass 34 % des Gesamt-Budgets in die Miete fließen. Wer Bafög bezieht, bekommt pauschal 224, – € als Bedarf für die Miete angerechnet, jegliche Kosten, die über diesen Betrag hinausgehen, müssen von den Studenten selbst getragen werden.
Mobilität
Die Kosten, die im Bereich der Mobilität anfallen, werden von Studierenden oft vernachlässigt bzw. übersehen. Das kann mitunter daran liegen, dass an vielen Universitäten das Semesterticket bereits mit dem Sozialbeitrag – und damit bereits zu Beginn des Semesters – gezahlt wurde.
Und natürlich darf nicht vergessen werden, dass auch die Fahrten in die Heimat immer wieder Geld kosten, auch wenn es sich auch hierbei nicht um einen monatlich Fixbetrag handelt.
Auch das wohl beliebteste studentische Fortbewegungsmittel – das Fahrrad – wird bei der Rechnung gerne vergessen. Sicherlich: Laufende Kosten fallen für das Fahrrad nicht an, aber Anschaffungs- und Reparaturkosten dürfen dennoch nicht außen vor gelassen werden.
Unter Berücksichtigung aller dieser Punkte kommt ein monatlicher Betrag von etwa 41, – € zusammen. Ganz anders sieht es natürlich bei denen aus, die sich bereits während der Studienzeit für ein Auto entscheiden, sie müssen mit gut 120, – €/Monat für ihre Mobilität rechnen.
Gesundheit und Versicherung
Auch die Beiträge für Versicherungen sind Ausgaben, die viele junge Leute vergessen, wenn sie überschlagen, welche Summe sie zum Leben brauchen. Tatsächlich können Studierende unter bestimmten Voraussetzungen noch bis zum 26. Geburtstag über die Eltern krankenversichert sein. Und auch die private Haftpflichtversicherung kann in diesem Zeitraum noch über die Versicherung der Eltern abgedeckt werden. Daher für die meisten Studienanfänger keine Kosten in diesem Bereich an.
Für Studenten, die sich selbst versichern müssen, gilt ein bundeseinheitlicher Einheitstarif von 64,77 € für die Krankenversicherung und 13,73 € für die Pflegeversicherung für Studenten ab 23 ohne Kinder (12,24 € für Studenten mit Kindern). Allerdings kann dieser Studententarif nur bis zum 30. Geburtstag genutzt werden, danach überschreiten die Kosten schnell die 100-Euro-Grenze.
Kommunikation und Unterhaltung
Das Studium ist ohne Internet heute gar nicht mehr denkbar. Und auch das Smartphone gehört inzwischen fast zum guten Ton. Natürlich bringt das Kosten mit sich. Doch wie die Sozialerhebung zeigt, sinken die durchschnittlichen Ausgaben in diesem Bereich stetig. So sind es nach der aktuellsten Erhebung noch gut 33, – €, die hier anfallen (einkalkuliert sind auch die Kosten für Rundfunkgebühr, Post, etc.) – zum Vergleich: Im Jahr 2003 waren es noch 49, – €.
Lebensmittel
In Puncto „Ernährung“ haben Studenten die Höhe der Ausgaben stark selbst in der Hand. Denn je nachdem, ob man selbst kocht, Stammgast in der Mensa ist oder Fertiggerichten und Restaurants den Vorzug gibt, muss man mehr oder weniger für das Essen zur Seite legen. Und natürlich entscheidet auch die Art der Ernährung über die Höhe der monatlichen Kosten.
Vor allem Erstsemester, die gerade erst bei den Eltern ausgezogen sind, haben Schwierigkeiten damit, einzuschätzen, wie viel sie im Monat für die Ernährung brauchen. Unterschiede zeigen sich übrigens noch immer zwischen den alten und neuen Bundesländern. Während in den alten Bundesländern im Schnitt 152, – € pro Monat für Lebensmittel anfallen, sind es in den neuen Bundesländern rund 167, – €.
Kleidung
Was die Ausgaben für Kleidung betrifft, so überrascht es nicht wirklich, dass die Ausgaben der Studentinnen (55, – €) über den Ausgaben der Studenten liegen (48, – €), wenn auch nur mit einer geringfügigen Differenz. Im Vergleich zur Sozialerhebung aus dem Jahr 2009 sind die Kosten in diesem Bereich stabil und weichen lediglich um + 1, – € von den Zahlen der vorherigen Erhebung ab.
Freizeit & Kultur
Auch die Ausgaben für Freizeit, Kultur und Sport sind stark vom Wohnort abhängig. In Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern liegen die Kosten bei 77, – €, in kleineren Städten (unter 50.000 Einwohner) liegen sie mit 57, – € deutlich niedriger. Ein weiterer Unterschied im Ausgabeverhalten ist auch zwischen Männern (rund 74, – €) und Frauen (rund 63, – €) auszumachen.
Studienkosten
Zu den ganz grundsätzlichen Lebenshaltungskosten kommen während des Studiums natürlich noch die Kosten für Lernmitte und Ausbildungsstätte. Im Schnitt fallen hier 30, – € pro Monat an, das Spektrum ist allerdings groß und reicht von 18 – 65, – €.
Wie hoch die Ausgaben im Bereich der Lernmittel sind, ist im Wesentlichen vom Studienfach anhängig. So müssen Studierende der Zahnmedizin oder der bildenden Kunst mit recht hohen Ausgaben rechnen (52 – 65, – €), während Ernährungswissenschaftler oder Physiker mit Ausgaben um 20, – € recht günstig davonkommen. Vor allem Fachliteratur ist sehr kostspielig. Das liegt auch daran, dass sie kaum gebraucht gekauft werden kann, weil in der Regel die überarbeitete Neuauflage notwendig ist.
Neben den Kosten für Lernmittel fallen zusätzlich semesterweise Kosten an. Auch wenn die Studiengebühren in Deutschland weitgehend abgeschafft wurden, werden sie unter bestimmten Voraussetzungen wie bei einem Langzeit- oder Zweitstudium in einigen Bundesländern noch erhoben. Diese Gebühren belaufen sich pro Semester in den meisten Fällen auf 500, – €. Rein rechnerisch fallen daher pro Monat 83,33 € an.
Aber auch ohne Studiengebühren fallen an jeder Hochschule zu Beginn eines Semesters Gebühren an, die abhängig von Bundesland und Hochschule stark variieren. Grundsätzlich ist der Sozialbeitrag bzw. Semesterbeitrag zu Beginn jedes Semesters fällig. Dieses Geld ist vor allem den Studentenwerken zugedacht. Auf diese Weise können Mensa, Studentenwohnheim und Beratungen für Studenten kostengünstig angeboten werden. In einigen Städten wird über diesen Beitrag auch ein Semesterticket finanziert (wobei dieser Teil in der Rechnung bereits unter dem Punkt der Mobilität abgerechnet ist). In vielen Bundesländern kommt auch der Studierendenvertretung (AStA) ein Teil des Semesterbeitrags zu.
Je nach Hochschule liegen die Kosten für den Sozialbeitrag (ohne Semesterticket) zwischen 60, – und 100, – €; pro Monat müssen hier also zwischen 10, – und 16,67 € einkalkuliert werden.
Was noch obendrauf kommt
Natürlich kann eine solche Rechnung nur Richtwerte liefen. Und den unteren Ausgabenbereich erreichen nur Studierende, die einen günstigen Studiengang und -ort wählen, familienversichert sind, für ein WG-Zimmer oder Zimmer im Wohnheim nur wenig Miete zahlen müssen und auf ein eigenes Auto verzichten.
Außerdem erfasst diese Rechnung keine Extraausgaben wie die Kosten für eine Reise oder einen größere Neuanschaffung wie einen Laptop, ein Smartphone, etc. Dass für solche Posten noch grundsätzlich ein Geldpolster eingeplant werden muss, sollte man bei der Finanzplanung nicht aus den Augen verlieren.