Wer den Lockdown mit Familie in einer kleinen Innenstadtwohnung erlebt hat, sehnt sich nach mehr Platz und einem Garten. Und tatsächlich zieht es immer mehr Menschen ins stadtnahe Umland. Beschleunigt wird dieser Trend auch durch die höhere Akzeptanz des Home-Office. Seitdem viele Angestellte nur noch an drei statt fünf Tagen ins Büro müssen, erhöht sich die Akzeptanz von längeren Fahrzeiten ins Stadtzentrum. Zugleich wächst aber auch der Wunsch nach einem zusätzlichen Arbeitszimmer, der sich nur selten in einer Innenstadtwohnung realisieren lässt.
„Eine Ausweitung der Wohlstandszonen um die deutschen Großstädte herum ist daher mehr als wahrscheinlich“, sagt Rainer Schorr, Geschäftsführer der PRS Family Trust GmbH. „Das gilt insbesondere für jene Städte, denen es gelingt, ihr Verkehrsnetz mit den Bedürfnissen der Bevölkerung wachsen zu lassen.“ Denn eine Fahrzeit von 60 Minuten bis in die jeweilige City scheint vielen Menschen bei der Wahl ihres Wohnortes durchaus akzeptabel.
Für den Großraum Berlin ergibt sich daraus ein sehr interessantes Bild. In Fürstenwalde/Spree, das vom Berliner Ostbahnhof in etwa 30 Minuten mit der Bahn zu erreichen ist, liegen die Haus- und Wohnungspreise um 55 beziehungsweise 53 Prozent unter dem Berliner Niveau. Aktuell sind hier 1.618 Euro/qm beziehungsweise 1.847 Euro/qm für eine bezugsfreie Wohnung oder ein Einfamilienhaus zu zahlen. Ähnlich sieht es in Jüterbog oder in Eberswalde aus, wo für Wohnungen 1.805 Euro/qm oder 1.709 Euro/qm gezahlt werden.
„Corona könnte somit dazu führen, dass mehr Menschen pendeln. Das bedeutet auch eine Entlastung der Innenstädte, wo sich Mieten und Preise wahrscheinlich weniger stark entwickeln werden als bisher“, sagt Rainer Schorr. „In den gut an den öffentlichen Nahverkehr angebundenen Umlandgemeinden ist hingegen in naher Zukunft mit spürbar steigenden Immobilien- und Baulandpreisen zu rechnen. Denn bei Umland denken die meisten Deutschen noch immer an ein Häuschen im Grünen, obwohl Verdichtung vor allem in den suburbanen Zentren durchaus wünschenswert erscheint.“ Erst bei einer hinreichenden Verdichtung würde auch die für einen hohen Wohnwert erforderliche Infrastruktur entstehen und sich beispielsweise auch Ärzte und Einzelhändler ansiedeln. „Unabhängig welche Wohnform die Interessenten favorisierten, sollten sie sich möglichst rasch für einen Umzug entscheiden“, sagt Rainer Schorr. Das gelte vor allem für Familien mit Kindern, die noch bis Ende März 2021 Anspruch auf Baukindergeld haben.