Beim Kauf von Lebensmitteln soll der Verbraucher wichtige Informationen zum Produkt erhalten. Welche Informationen angegeben werden müssen, ist auf Basis des EU-Rechts gesetzlich geregelt. Zu den Pflichtangaben gehört grundsätzlich die Angabe zur Füllmenge, zum Inhalt und den verwendeten Zutaten sowie zum Produktverantwortlichen. Neben diesen grundsätzlichen Angaben, können Hersteller auch noch freiwillige Angaben leisten. Hierbei handelt es sich um Angaben zur Qualität des Produkts, zum Produktionsprozess und zur Herkunft. Generell gilt bei diesen Angaben: Die Angaben müssen korrekt und das Siegel darf nicht irreführend sein. Dennoch gibt es massive Unterschiede in Aussagekraft, Transparenz und Qualität der Siegel.
Täuschende Siegel
So prangen auf vielen Lebensmittel Angaben wie „Artgerechte Haltung“ oder „Kontrollierter Anbau“. Was gut klingt, ist in vielen Fällen schlicht und einfach eine Werbestrategie der Händler, denn diese Begriffe sind nicht gesetzlich geschützt. Was genau sich dahinter versteckt ist also Auslegungssache der Produzenten.
Träger der Label sind meist eingetragene Verein, die die fachlichen Anforderungen und Vergabekriterien für das entsprechende Siegel entwickeln. Nur wenige Siegel basieren auf einer rechtlichen Grundlage wie beispielsweise das EU-Bio-Siegel. Nur wer dieses Siegel bekommt, darf auch mit „Bio“ oder „Öko“ für sein Produkt werben.
Wir zeigen in einer Übersicht, welche Bedeutung die gängigsten Siegel haben:
Bio-Siegel | |
---|---|
EU-Bio-Siegel: Seit Juli 2010 muss dieses Label auf allen verpackten Bio-Produkten abgebildet sein, die in einem EU-Mitgliedsstaat produziert wurden. Das Lebensmittel muss die Vorgaben der EU-Öko-Verordnung erfüllen und damit zumindest den Mindeststandard von Biolebensmitteln. D. h.: 95 % der landwirtschaftlichen Produktzutaten müssen aus Öko-Betrieben kommen. Die Betriebe werden mindestens einmal im Jahr geprüft, ob sie nach wie vor dem Mindeststandard entsprechen. Darüber hinaus sind die Angabe zur Herkunft und des Codes der Kontrollstelle verpflichtend. Kritik: Es gibt eine Reihe von Kann-Bestimmungen, die den Produzenten einen gewissen Spielraum einräumen.Weitere Information finden Sie bei der Europäischen Kommission. | |
Deutsches Bio-Siegel: Es gelten dieselben Kriterien wie für das EU-Bio-Siegel; das deutsche nationale Bio-Siegel als markengeschütztes Zeichen kann weiterhin unverändert zusammen mit dem EU-Bio-Siegel für die Kennzeichnung von Bio-Lebensmitteln verwendet werden. Ausführlich informiert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. | |
Bioland:Siegel des größten ökologischen Anbauverbands in Deutschland mit deutlich strengeren Richtlinien als beim EU-Bio-Siegel. So ist nur die Hälfte der beim EU-Bio-Siegel zugelassenen Zusatzstoffe erlaubt.Die wichtigste Grundlage ist der vollständige Verzicht auf Pestizide und Kunstdünger. Bioland-Betriebe dürfen parallel keinen konventionellen Anbau betreiben. Bei der Tierhaltung gelten strenge Haltungsbedingungen.Ausführliche Information: Bioland |
|
Demeter:Demeter ist der älteste Anbauverband von Ökoware (seit 1928) und zeichnet sich durch die strengsten Richtlinien bei der Vergabe aus.Das Siegel kennzeichnet Produkte aus biologisch-dynamischer Landwirtschaft, die auf den anthroposophischen Grundsätzen von Rudolf Steiner beruhen. Demeter-Betriebe verzichten auf synthetische Düngemittel, chemischen Pflanzenschutz und künstliche Zusatzstoffe bei der Weiterverarbeitung der Lebensmittel.Ausführliche Information: Demeter | |
Naturland: Auch hier bestehen deutlich schärfere Richtlinien als bei der EU-Öko-Verordnung. Außerdem gelten diese nicht nur für die Landwirtschaft sondern auch für Weinanbau und Fischzucht.Gedüngt wird nur mit natürlichen Nährstoffträgern wie Gülle oder Mist, für deren Ausbringung zudem klare Obergrenzen gelten. Darüber hinaus gibt es festgesetzte Sozialstandards für die Mitarbeiter der Betriebe, wie Mindestlohn und geregelte Arbeitszeiten.Ausführliche Information: Naturland |
|
Fisch und Fleisch | |
MSC (Marine Stewardship Council):Siegel für zertifizierte nachhaltige Fischerei. Der Fisch stammt aus umweltgerechtem Fang. Die verwendeten Fanggeräte sollen den Beifang möglichst vermeiden. Allerdings ist die Grundschleppnetzfischerei erlaubt. MSC-zertifizierte Fischereien dürfen nur so viel fischen, dass sich die Bestände nicht verkleinern.Greenpeace kritisiert, dass der Fang in überfischten Gebieten möglich ist, wenn ein „Erholungsprogramm“ für dieses Gebiet besteht.Ausführliche Information: Marine Stewardship Council |
|
Neuland | Neuland:Fleischprodukte aus artgerechter Tierhaltung. Die Betriebe werden regelmäßig durch den Deutschen Tierschutzbund überprüft.Ausführliche Information: Neuland |
|
Für mehr Tierschutz:Kennzeichnet Fleisch aus konventioneller Haltung, bei dem auf bessere Bedingungen für die Tiere geachtet wurde. Durch das Siegel soll die Lücke zwischen Fleisch von Tieren aus industrieller und biologischer Haltung geschlossen werden.Das Label gibt es in zwei Ausführungen: Die Basisvariante, die durch einen Stern markiert wird und die Premiumvariante (zwei Sterne), für die strengere Auflagen erfüllt werden müssen. Vergeben wird das Siegel durch den Deutschen Tierschutzbund.Der Deutsche Tierschutzbund e. V. bietet weiterführende Informationen. |
QS-Prüfzeichen:Die Qualität und Sicherheit GmbH prüft frische Lebensmittel (Obst, Gemüse, Kartoffeln, Fleisch) aus konventioneller Landwirtschaft auf gesetzliche Mindestanforderungen. Das Prüfzeichen erhalten Produkte, bei denen sich alle Beteiligten – vom Erzeuger bis zum Handel – an die Anforderungen des QS-Prüfsystems gehalten haben. Das Ziel ist die Möglichkeit der Rückverfolgung bis zum Futtermittellieferanten. Es gelten jedoch deutlich niedrigere Standards als beim EU-Bio-Siegel und die Anforderungen des QS-Prüfzeichens unterscheiden sich nur im gerinen Maß von den gesetzlichen Anforderungen der Lebensmittelproduktion. Ausführliche Information: QS | |
Soziale Kriterien | |
Fairtrade: Kennzeichnet Lebensmittel aus fairem Handel. Ziele: menschenwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie Schutz kleiner Produzenten.Kriterien:
Es findet eine jährliche Kontrolle durch unabhängige Wirtschaftsprüfer statt.Das Fairtrade-Siegel ist jedoch kein Biosiegel und basiert auf sozialen Kriterien. Umweltaspekte werden nur bedingt berücksichtigt, wie das Verbot besonders giftiger Pestizide. Kritik: Nur etwa 5 % der höheren Preise kommen tatsächlich beim Produzenten an. Weitere Information: Fairtrade |
|
Weitere Siegel | |
DLG-Prämiert | DLG-Prämiert: Kennzeichnung von Lebensmitteln mit einem „überdurchschnittlichen Genusswert“. Es gibt den DLG-Preis in Bronze, Silber und Gold.Bewertet wird nur die geschmackliche Qualität der Lebensmittel. Produktionsbedingungen und Zutaten werden nicht berücksichtigt.Weitere Information: DLG-Testzentrum |
Bewusst Wählen:Kennzeichnung nährstoffoptimierter Lebensmittel, die gut für eine ausgewogene Ernährung sind. Lebensmittel für eine ausgewogene Ernährung sollen schnell erkennbar sein. Die Lebensmittelindustrie soll angeregt werden, die Produktzusammensetzung zu verbessern.Kritik: Die Bedingungen, das Siegel zu erhalten, sind gering. Die gesetzten Maßstäbe orientieren sich nur lose an den Ernährungsrichtlinien der Weltgesundheitsorganisation und erreichen nicht annähernd deren Anforderungen. Da das Label von einem Zusammenschluss von Lebensmittelkonzernen wie Campina und Unilever vergeben wird, muss auch seine Glaubwürdigkeit kritisch hinterfragt werden.Weitere Information: Healthy Choice |
|
Ökotest:Produkte, die von der Redaktion der Zeitschrift Öko-Test getestet wurden, erhalten dieses Siegel. Es gibt Aufschluss darüber, ob ein Produkt frei von gesundheitsschädlichen Zusatzstoffen ist.Kritik: Es gelten keine festen Vorgaben für die Vergabekriterien, diese variieren von Test zu Test. Außerdem haben die Produktionsbedingungen der Lebensmittel in der Regel nichts mit ökologischer Produktion zu tun.Weitere Information: Öko Test |