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Der Niedergang des Ölpreises
Der Absturz des Ölpreises geht derzeit noch schneller als in den Krisenjahren 2008 und 2009 vonstatten. Innerhalb einer Woche ist der Preis pro Barrel der Nordseesorte Brent für die Lieferung im Oktober um 47 Cent gefallen. Und der Trend zeigt weiterhin deutlich in eine Richtung: nach unten.
von Charlotte Ruzanski
Der Niedergang des Ölpreises. Der Oelpreis befindet sich im freien Fall. Was Autofahrer freut, gefaehrdet die Wirtschaft.
© generatorpowerproducts/Pixabay

Bislang war es vor allem der Fracking-Boom in den USA, mit dem Experten den sinkenden Ölpreis erklärten. Doch inzwischen hat sich die Situation geändert und der stetig sinkende Preis scheint ein Indikator für das allgemeine Schwächeln der Weltkonjunktur zu sein.

Preisverfall trotz hoher Nachfrage

Das mag auf den ersten Blick nicht einleuchten, denn die Nachfrage nach Öl ist derzeit so hoch wie lange nicht mehr, schenkt man den Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) Glauben. Täglich werden im Durchschnitt rund 94,2 Millionen Barrel nachgefragt. Verglichen mit 2014 ist das ein Plus von 1,6 Millionen Barrel.

Dennoch schläft diese Entwicklung langsam ein. Es ist vor allem  die aktuelle Situation in China, die der Dynamik den Wind aus den Segeln nimmt. Denn China ist der weltweit größte Ölimporteur, der Absturz der Chinesischen Börse und die damit verbundene Abwertung des Yuan (die in der vergangenen Woche zum dritten Mal binnen kurzer Zeit stattgefunden hat), bringen das Tempo des Preisverfalls noch weiter in Fahrt. Durch diese Auswirkung, die die Krise in China auf den Ölpreis hat, betrifft die dortige Situation letztlich auch alle anderen Nationen.

Zusammenspiel vieler Faktoren

Doch es ist nicht nur die Situation in China, die Brisanz in das Thema bringt. Auch das weltweit hohe Angebot deckelt den Preis enorm. Und es ist der Konkurrenzkampf zwischen den produzierenden Ländern, der den Ölpreis im Vergleich zum vergangenen Jahr mehr als halbiert hat.

Die Organisation der Erdöl exportierenden Länder (Opec) hält derzeit an einer hohen Produktion fest, die zwangsläufig zu einem niedrigen Ölpreis führt. Auf diese Weise sollen produzierende Länder, die auf einen hohen Ölpreis angewiesen sind, vom Markt gedrängt werden.

Opfer dieser Politik der Opec ist beispielsweise Norwegen, bei dem fast die Hälfte der Exporte am Rohöl hängt. Inzwischen ist hier fast die gesamte Wirtschaft nahezu zum Erliegen gekommen.

Auch die USA und der Iran drängen auf den Markt

Zusätzlich zu der Überproduktion der Opec bauen auch die USA weiterhin das Fracking aus und bringen noch mehr Öl auf den Markt. Und nach dem Ende der Sanktionen ist auch der Iran als starker Produzent wieder zurück im Geschäft.

Die Weltbank geht davon aus, dass dieses Überangebot an Produzenten den Preissturz noch weiter fördern wird. Denkbar ist sogar ein Preisabfall um weitere 10, – € pro Barrel.

Konsequenzen für Deutschland?

Man mag meinen, dass der niedrige Ölpreis sich positiv auf Deutschlands Wirtschaft auswirkt. Immerhin profitieren gerade energieintensive Unternehmen wie Auto-, Luftfahrt- und Chemiekonzerne von den niedrigen Preisen. Und das wiederum sollte ja dem Wachstum unserer Industrienation nur gut tun.

Doch Ökonomen gehen nicht davon aus, dass ein konjunktureller Schub durch die niedrigen Ölpreise zustande kommen wird. Vermutlich werden sich die positiven Effekte auf den Bereich der zweiten Kommastelle beschränken. Im Gegenzug jedoch wird Deutschland als Exportnation deutlich unter der Konjunkturschwäche anderer Länder leiden.

Wenn die Deflation kommt

Ein weiteres kritisches Thema ist die Entwicklung der Inflation. Experten gehen davon aus, dass der sinkende Ölpreis auch die Inflation weiterhin niedrig halten wird. Solche Aussichten schüren die Angst vor der Deflation. Und die ist nicht ganz unberechtigt. Immerhin liegt die Inflationsrate in der Eurozone bei 0,2 % schon recht niedrig.

Dieser Trend blockiert auch die Abkehr von den niedrigen Zinsen. Und das wiederum trifft den Verbraucher ganz direkt. Denn die Deutschen, die mit ihrem Verlangen nach Sicherheit ihr Geld vor allem in Sparbücher und auf Tagesgeldkonten anlegen, haben kaum Chancen ihr Vermögen zu vermehren. Vielmehr liegen die Zinsen sogar noch niedriger als die derzeitige Inflation, was letztlich dazu führt, dass die Deutschen de facto immer ärmer werden.

von Charlotte Ruzanski

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