Deutschland hat die Krise gut überstanden und wird bereits in ein bis zwei Jahren wieder auf Vorkrisenniveau liegen – das ist der Tenor der OECD-Studie, die einige gute Nachrichten bereithält. So lag die Arbeitslosenquote Ende 2016 bei vier Prozent – und damit mehr als zwei Prozent unter dem OECD-Schnitt. Bis Ende 2018 soll sie weiter sinken. An dem positiven Trend hat auch die Einführung des Mindestlohns nichts geändert. Und das, obwohl Arbeitgeberverbände im Vorfeld Horrorszenarien über Arbeitsplatzverluste in die Öffentlichkeit getragen haben.
Niedrige Arbeitslosigkeit, geringes Lohnwachstum
66 Prozent der Menschen zwischen 15 und 74 Jahren in Deutschland haben eine Beschäftigung. Auch hier liegt der Wert deutlich über dem OECD-Schnitt von 61 Prozent. Hier muss allerdings die Frage gestellt werden, welchen Preis die guten Zahlen haben. Denn, so die Studie: „Das Lohnwachstum ist verhalten geblieben, trotz der besonders niedrigen Arbeitslosigkeit und der wachsenden Zahl freier Stellen. Einstiegslöhne für Zuwanderer sind niedrig, und eine hohe Zahl älterer Arbeitnehmer und Zweitverdiener haben gering entlohnte Stellen (Mini-Jobs) angenommen.“
Das bedeutet im Klartext: Bei einem beträchtlichen Teil der Beschäftigungsverhältnisse handelt es sich um Teilzeit, Minijobs oder atypische Arbeitsverhältnisse, die noch dazu schlecht entlohnt sind. Generell würden, heißt es weiter, Frauen weniger verdienen als Männer, was oft aber daran liege, dass Frauen auf niedrigere Stundenzahlen kommen. Dieses Problem könne mit „flächendeckender Ganztagsbetreuung“ für Kinder abgeschwächt werden. Ein weiterer Negativfaktor ist der arbeitsbedingte Stress, der in Deutschland höher ist als in anderen OECD-Ländern. Trotz dieser Mankos wird der deutsche Arbeitsmarkt insgesamt als überdurchschnittlich bewertet. Unsicherheiten wie das Risiko, arbeitslos zu werden, seien trotz einiger tiefgreifender Veränderungen am Arbeitsmarkt, nicht sehr hoch.
Arbeitsmarkt wird sich stark verändern
Während die Prognose für die kommenden Jahre weiter aufwärts zeigt, zeichnen sich hier dennoch Probleme ab, die spätestens mit den Arbeitsmarktreformen der Agenda 2010 aufkamen. Zwar findet seit einigen Jahren keine Verschlechterung der Situation mehr statt, wesentliche Verbesserungen gerade für Geringverdiener sind aber auch nicht in Sicht. Die OECD-Studie merkt an, dass der Anteil der Geringverdiener in Deutschland deutlich höher ist als beispielsweise in Frankreich, der Schweiz oder Island. Durch die fortschreitende Digitalisierung ist in den nächsten Jahren mit weiteren Veränderungen am Arbeitsmarkt zu rechnen. So ist davon auszugehen, dass viele Berufsfelder und damit Arbeitsplätze verschwinden werden. Zwar werden im gleichen Zug neue Jobs entstehen – voraussichtlich aber überwiegend im hochqualifizierten Bereich.