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Rente mit 63: Immer mehr Anträge
Die im Jahr 2014 eingeführte Rente mit 63 für Personen, die mindestens 45 Jahre lang gearbeitet haben, ist begehrter als ursprünglich von der Bundesregierung angenommen. Mehr als eine Million Anträge wurden inzwischen gestellt.
von Gerrit Wustmann
Rente mit 63: Immer mehr Anträge
© Ljupco / iStock

Wer mindestens 45 Jahre lang sozialversicherungspflichtig beschäftigt war, hat seit Mitte 2014 die Möglichkeit, bereits im Alter von 63 vorzeitig und ohne Abschläge in Rente zu gehen. Bei der Einführung der Reform, die mehr Rentengerechtigkeit schaffen sollte, hatte die Bundesregierung 2014 damit gerechnet, dass jährlich rund 200.000 Personen diese Möglichkeit nutzen werden. Inzwischen sind bei der Deutschen Rentenversicherung mehr als eine Million Anträge eingegangen. Über den gesamten Zeitraum gerechnet also gut zwanzig Prozent mehr als ursprünglich erwartet. Laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) mit Sitz in Köln beziffern sich die jährlichen Kosten der Maßnahme auf rund 1,2 Milliarden Euro.

Rentenkosten steigen weiter

Diese Kosten, so das IW, steigen jährlich an, da immer mehr Arbeitnehmer vorzeitig in den Ruhestand gehen werden. Wer hingegen weniger Beitragsjahre gesammelt hat, kann zwar auch schon vor dem 65. Lebensjahr in Rente gehen, erhält dann aber weniger Geld. Knifflig dürfte die Situation der gesetzlichen Rente spätestens ab 2025 werden, denn dann wird die Zahl der Renteneintritte aus demografischen Gründen sprunghaft ansteigen. Ob es wirklich zu einer Schieflage kommt, lässt sich aber kaum mit Sicherheit sagen. Zuletzt ist die Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter leicht gestiegen, ein Trend, der sich fortsetzen könnte. Gegen das realistisch vorhandene Risiko von Altersarmut plädiert das IW für private Vorsorge.

Doch auch der Bundesregierung ist bewusst, dass es mittelfristig ohne eine Rentenreform nicht gehen wird. Denn aktuell weißt der Trend dahin, dass die Versicherungsbeiträge nach 2025 deutlich ansteigen müssten, wenn das (mitunter ohnehin schon niedrige) Rentenniveau gehalten werden soll. Daher wird sich in Kürze eine Expertenkommission mit dem Thema befassen um Lösungswege zu erarbeiten.

Streit in der GroKo über Rentenreform

Kritiker der aktuellen Rentenpolitik verweisen in dem Kontext gerne auf unsere Nachbarländer Österreich und Schweiz, die ein deutlich höheres Rentenniveau haben. Dass die private Vorsorge auch dann auf sehr wackeligen Füßen steht, wenn sie staatlich bezuschusst wird, hat das Desaster um die Riester-Rente allzu deutlich gezeigt. Modelle wie die Bürgerversicherung, in die verpflichtend alle Bürger einzahlen müssten, dürften gegen den Widerstand von Beamten und Selbständigen kaum durchsetzbar sein. Dasselbe gilt für ein Ende der Beitragsbemessungsgrenze. Dabei wären beide Maßnahmen geeignet, um nicht nur die Kassen zu füllen, sondern auch die Bürger durch sinkende Beiträge zu entlasten.

Zu erwarten sind derartige Lösungen von der nun eingesetzten Rentenkommission aber nicht. Und auch in der Großen Koalition droht Streit. Denn die Union möchte das Renteneintrittsalter noch weiter heraufsetzen, die SPD ist strikt dagegen. Zu befürchten ist, dass langfristig die Beitragssätze deutlich steigen werden, was das Problem der ohnehin schon hohen Abgabenlast auf den Arbeitslohn weiter verschärfen würde.

von Gerrit Wustmann

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