Geld allein macht Arbeitnehmer nicht glücklich
Eine Enttäuschung erleben viele neue Mitarbeiter in einem Unternehmen direkt am ersten Monatsende, wenn sie sehen, wie wenig Nettolohn ihnen vom angegebenen Salär im Arbeitsvertrag tatsächlich übrig bleibt. Deutschland gilt, gerade im internationalen Vergleich, nicht als Steuerparadies. Die Abgaben an das Finanzamt sind hierzulande recht hoch.
Wer seinen Arbeitsplatz wechselt und genau wissen möchte, was er zukünftig verdienen wird, kann das ganz einfach online mit einem Gehaltsrechner brutto/netto von zuhause aus checken.
Die interessante Nachricht aber dabei: Es ist ohnehin nicht (nur) das Geld, das dafür sorgt, dass Arbeitnehmer zufrieden sind und gute Leistungen bringen. Das zeigt vor allem eine seit Jahrzehnten durchgeführte Meta-Analyse von Tim Judge. Die Autoren haben dafür annähernd 100 Studien ausgewertet und festgestellt, dass die Korrelation zwischen dem Gehalt und der Zufriedenheit mit dem Job bei weniger als zwei Prozent liegt.
Die Schrauben, an denen Firmenchefs drehen können, um die Belegschaft für ihre Jobs zu begeistern, sind also andere.
Wichtig ist, dass es „menschelt“
Trotz der Digitalisierung ist es den Mitarbeitern immer noch am wichtigsten, dass es in einem Unternehmen „menschelt“.
Bei der Studie „Arbeitsmotivation 2016“, die der Personaldienstleister Manpower durchgeführt hat, gaben mehr als drei Viertel der Befragten an, dass Ihnen ein gutes Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten wichtig ist, um motiviert ans Werk zu gehen.
Laut der Studie handelt es sich dabei um den wichtigsten Faktor im Zusammenhang mit der Motivation im Unternehmen. Ein Maßnahmenkatalog mit einer Fülle unterschiedlicher Maßnahmen zur Mitarbeitermotivation geht also ins Leere, wenn das erforderliche Betriebsklima nicht vorhanden ist.
Das bedeutet, die Basisaufgabe für die Unternehmensführung besteht darin, eine Atmosphäre des Vertrauens zu schaffen, in der jeder Mitarbeiter für seine Arbeit wertgeschätzt wird und keine Angst vor Repressalien haben muss, wenn er seine Meinung zu unterschiedlichen Themen äußert. Klingt einfach, muss aber konsequent gelebt werden.
Das A und O dafür ist die Kommunikation. Es geht nicht um Geschwätzigkeit, sondern um effektive Beziehungspflege und einen reibungslosen Informationsfluss. Das persönliche Gespräch ist dabei durch nichts zu ersetzen und im Bedarfsfall einer E-Mail immer vorzuziehen. Besonders aber dann, wenn es ohnehin bereits Diskussionsbedarf gibt und Dinge dringend geklärt werden müssen. Eine schriftliche Nachricht schafft in diesem Fall das Problem nämlich nicht vom Tisch, sondern hebt es nur in die nächsthöhere Konfliktstufe.
Gute Kommunikation erfordert nicht nur Sprechen, sondern vor allem auch Zuhören. Dabei geht es auch um die Zwischentöne in einem Gespräch. Wichtig sind Randbemerkungen und mitunter auch das, was nicht ausgesprochen wird. Eine effektive Methode, um seinem Gegenüber in einem Gespräch Aufmerksamkeit und Wertschätzung zu signalisieren, ist aktives Nachfragen. So kann einfach in Erfahrung gebracht werden, worum es dem Gegenüber wirklich geht, und es können entsprechende Lösungen dafür erarbeitet werden.
Flexible Arbeitszeiten und kleine Benefits haben eine große Wirkung
Fast ebenso wichtig wie das gute Betriebsklima sind den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern flexible Arbeitszeiten. Rund zwei Drittel der befragten Personen der bereits erwähnten Studie von Manpower geben an, dass es sie anspornt, wenn ihnen gewisse Freiheiten dabei eingeräumt werden, wann sie in der Früh kommen und am Abend gehen können.
Im Trend liegen Gleitzeit und ein Arbeitszeitkonto. Besonders die Millennials und Personen der Generation Z haben ganz andere Erwartungen an den Arbeitsmarkt. Immer weniger von ihnen möchten noch in Vollzeit arbeiten. Generationenforscherin Steffi Burkhart sieht das hauptsächlich darin begründet, dass die Bedeutung des Faktors Zeit über die letzten Generationen hinweg stetig gestiegen ist.
Die jungen Menschen haben keine Lust mehr, sich über Jahre hinweg mühsam die Karriereleiter hochzuarbeiten, sondern bevorzugen es, lieber öfter den Job zu wechseln oder auch zwei Jobs nebeneinander zu haben.
Was aber über alle Generationen hinweg immer noch gleichermaßen gut funktioniert, sind unterschiedliche Benefits wie beispielsweise ein Essenszuschuss in der Kantine oder in Form einer digitalen Essensmarke als App auf dem Smartphone. Auch der wöchentliche Obstkorb und in erster Linie Freigetränke sind nach wie vor sehr beliebt. Diese sind eine besonders gute Möglichkeit, um mit einem geringen Aufwand eine sehr große Wirkung zu erzielen. Nahezu die Hälfte der Belegschaft lässt sich dadurch motivieren.
Für rund 40 Prozent ist dabei aber auch die Qualität des Kaffees wichtig. Das klingt banal, bringt aber eine wichtige Erkenntnis: Es sind nicht immer die großen Dinge, an denen es scheitert, sondern oftmals genau solche Kleinigkeiten, die die Mitarbeiter frustrieren. Die Lösung? Auch in diesem Fall ein wertschätzender Umgang und Kommunikation!
Ansprechende Raumgestaltung und Gesundheitsförderung sind weitere Faktoren
Neben den bereits erwähnten zentralen Faktoren gibt es eine Fülle an weiteren wichtigen Elementen, die die Motivation beeinflussen können. Für nahezu die Hälfte der Mitarbeiter zählt dazu auch die entsprechende Gestaltung der Büroräumlichkeiten mit einem eigenen Arbeitsplatz und ebenso entsprechenden Rückzugszonen aus dem Großraumbüro für konzentriertes Arbeiten und kleine Pausen zwischendurch.
Vielen Angestellten ist es darüber hinaus wichtig zu wissen, dass dem Unternehmen ihre Gesundheit am Herzen liegt. Dazu gehören zum einen bauliche Maßnahmen wie etwa die ergonomische Gestaltung des eigenen Arbeitsplatzes und arbeitsgestalterische Schritte wie die Optimierung von Arbeitsabläufen und zum anderen verhaltensorientierte Aktionen wie Kurse und Vorträge zur Raucherentwöhnung sowie gemeinschaftliche Aktivitäten und Gruppenangebote.
Die Mitarbeiter freuen sich darüber hinaus über kleine Aufmerksamkeiten. Darunter fallen vor allem die persönliche Gratulation zum Geburtstag sowie kleine Geschenke für die Firmenzugehörigkeit, zum Nikolaus oder zum Beginn der Adventszeit.