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US-Studie: Arbeiten wir zu viel?
Morten Hansen, Managementprofessor an der University of California in Berkeley, hat in einer aufsehenerregenden Studie erkundet, warum manche Menschen erfolgreich sind und andere nicht. Ein Ergebnis: Die Erfolglosen arbeiten zu viel.
von Gerrit Wustmann
US-Studie: Arbeiten wir zu viel?
© scyther5 / iStock

Leistung bringt Erfolg – so lautet eines der gängigsten Mantras der kapitalistischen Gesellschaft. Arbeitslose und / oder erfolglose Menschen gelten oft als faul und als selbst schuld an ihrem Schicksal. Aber stimmt das? Es können einem schon Zweifel kommen, wenn man einen der allzu offensichtlichen Vergleiche bemüht: Leistet die in der Regel gnadenlos unterbezahlte Krankenpflegerin wirklich weniger als der millionenschwere Konzernmanager? Ist ihre Arbeit nicht von ungleich höherer gesellschaftlicher Relevanz und müsste dementsprechend besser entlohnt sein?

Studie ergab: Mehr Arbeit macht nicht erfolgreich

In einer Studie mit 5000 Probanden aus allen gesellschaftlichen Schichten und allen Branchen wollte der kalifornische Managementprofessor Morten Hansen herausfinden, was der Schlüssel zum Erfolg ist. Die Ergebnisse hat er in seinem Buch „Great at Work. How Top Performers Do Less, Work Better And Achieve More“ publiziert. Zu deutsch lautet der Titel soviel wie „Erfolgreich im Beruf. Wie Leistungsstarke weniger tun, besser arbeiten und mehr erreichen“. Das Buch ist bislang nicht auf Deutsch erschienen.

Ein zentrales Ergebnis seiner Untersuchung: Wer erfolgreich sein will, darf nicht zu viel arbeiten. Laut Hansen ist es ein Irrglaube, dass möglichst viel Arbeit zu großem Erfolg führt. Er hält sogar das Gegenteil für wahr. Wirklich erfolgreiche Menschen, so seine Erkenntnis, arbeiten weniger und verzetteln sich nicht. Stattdessen konzentrieren sie sich auf eine Aufgabe und widmen sich dieser mit voller Energie. Dazu gehört, dass man von dieser einen Aufgabe zutiefst überzeugt ist und seine Ziele obsessiv und fokussiert verfolgt.

Das bedeutet auch: In einem Job, den man als lästig empfindet und den man nur des Geldes wegen erledigt, wird man kaum je die Chance auf echten Erfolg haben. Erfolglose Menschen, so Hansen, arbeiten nicht nur zu viel, sondern halten sich auch zu sehr mit unwichtigen Aufgaben auf. Das ist freilich ein Problem vieler weisungsgebundener Arbeitnehmer: Ständig werden ihnen Aufgaben übertragen, die von niedriger Relevanz sind, die unnötig Zeit fressen und Kräfte bündeln – und einen so vom Wesentlichen abhalten.

Zu viel Arbeit, Überstunden und Multitasking verhindern Erfolg

Damit bremst man sich selbst aus. Effektiver ist es demnach, sich ganz auf seine Kernaufgaben zu konzentrieren und dort Kompetenz und Einsatz zu beweisen. Zugleich sollte man wann immer möglich wenig relevante Zusatzarbeiten ablehnen oder delegieren. Denn sonst kommt man nicht vom Fleck. In seinem Buch illustriert Morten Hansen die dahinter stehenden Mechanismen mit zahlreichen anschaulichen Beispielen aus der Studie.

Auch das Multitasking kommt nicht gut weg. Es verhindert ebenfalls, dass man sich einer Aufgabe konzentriert widmen kann. Wichtig sei auch eine ruhige Arbeitsumgebung ohne viele Ablenkungen. Und die Tatsache, dass der Mensch nicht in der Lage ist, für eine übermäßig lange Zeit wirklich gut zu arbeiten. Irgendwann sinkt die Konzentration, man wird fahrig, macht Fehler. Auch das ein stimmiges Argument gegen ein Zuviel an Arbeit. Die Qualität ist wichtiger als die Quantität. Wer fokussiert und mit Leidenschaft zu Werke geht, erreicht in weniger Zeit mehr und bessere Ergebnisse als der, der lustlos und überarbeitet ständig Überstunden schiebt.

Im Grunde sind es Erkenntnisse, die leicht nachzuvollziehen sind. Wünschenswert wäre, wenn dieses Werk Eingang fände in Universitäten, BWL-Studiengänge und in die Chefetagen, die vielerorts noch immer meinen, man müsse die Arbeitnehmer maximal ausquetschen bei möglichst niedrigen Löhnen. Sie tun ihren Unternehmen damit keinen Gefallen. Hansen hat dafür nun den wissenschaftlichen Nachweis erbracht.

von Gerrit Wustmann

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