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Verbrauchervertrauen: Deutsche sind optimistisch
Gekauft wird, was das Zeug hält, die Einkommenserwartungen haben sich aber ganz leicht eingetrübt. Der GfK-Konsumklimaindex lag im Mai bei 10,1 Punkten, für Juni 2015 erwarten die Forscher nochmals einen leichten Anstieg auf 10,2 Punkte. Zuletzt hatte er im Oktober 2001 mit 11,0 Punkten noch etwas höher gelegen, danach waren die 10 Punkte nicht mehr erreicht worden.
von Thomas Schulz
Verbrauchervertrauen: Deutsche sind optimistisch. Griechenlandkrise hin oder her, die Deutschen sind in Kauflaune.
© Pixabay

Der GfK-Experte Rolf Bürkl macht als Ursachen für die gute Konsumlaune der Deutschen eine anhaltend gute Beschäftigungslage, die niedrige Inflation und gute Einkommenszuwächse der letzten Jahre verantwortlich. Diese Tendenzen beeinflussen sich gegenseitig: Die Deutschen verdienen ordentlich und haben kaum Angst um ihren Arbeitsplatz, sie werden durch die niedrigen Zinsen andererseits nicht zum Sparen motiviert.

Kauflaune trotz sinkender Einkommenserwartung

Das Geld fließt in den Konsum, der wiederum die Wirtschaft stützt. Dass sich das Einkommen verringert, ist nur ein leichter, den schlechten Nachrichten geschuldeter Effekt, der zudem durch die statistische Betrachtungsweise bei dieser Befragung zustande kommt: Es geht darum, welches Einkommen die Bürgerinnen und Bürger glauben, für den Konsum zur Verfügung zu haben. Das hängt wiederum nicht nur von ihrem Verdienst, sondern auch von der allgemeinen Preisentwicklung ab. Steigende Mieten oder Spritpreise etwa dämpfen den GfK-Konsumklimaindex. Die Deutschen erwarten nun, dass die Inflation doch wenigstens leicht ansteigen könnte, weil sie sich den anhaltend niedrigen Ölpreis nicht vorstellen können. Wenn aber Benzin, Diesel und Heizöl wieder teurer werden, bleibt auch weniger Geld in der Tasche, der Benzinpreis – zuletzt leicht steigend – ist für die Menschen ein “Signalpreis“, der laut dem GfK-Konjunkturexperte Bürkl sehr stark wirke. Es gehe hierbei um Erwartungen, nicht um die exakte Realität. Bemerkenswerterweise scheint Griechenland für die wirtschaftlichen Erwartungen der Deutschen keine Rolle zur spielen. Die deutschen Konsumenten betrachten laut GfK die Lage in Deutschland, hier wiederum die robuste Binnennachfrage, über welche die Medien berichten und die ein Verbraucher an sich selbst und seinen Bekannten spürt. Es wird freudig eingekauft, das muss Optimismus erzeugen. Niemand hält sein Geld besonders fest. Daher hat eine weiterhin angespannte Lage bei den griechischen Staatsschulden kaum Einfluss auf das Empfinden der deutschen Verbraucher und darum geht es schließlich. An die schlechten Nachrichten zu Griechenland haben sie sich gewöhnt, so Verbraucherforscher Bürkl, einen möglichen Grexit würden sie einkalkulieren, aber nicht fürchten. Das GfK befragt monatlich rund 2.000 deutsche Verbraucher im Auftrag der EU-Kommission. Auch diese schätzt die Konjunkturaussichten positiv ein.

Konjunkturprognose der EU

Schon seit dem Frühjahr 2015 blickt die EU-Kommission zuversichtlich auf die europäische Konjunktur. Der niedrige Ölpreis und der schwache Euro befeuern natürlich die Wirtschaftsentwicklung. Die Wachstumsprognosen für die Eurozone wurden durch die Experten der EU-Kommission auf 1,5 %, für Deutschland auf 1,9 % angehoben (vorher: 1,3 / 1,5 %). Auch der IWF hebt seine Prognosen an. Für 2016 erwarten die Experten aus Brüssel für Europa 1,9 % und für Deutschland 2 % Wachstum (Deutschland unverändert). Die Binnennachfrage ist der Hauptmotor für diese Entwicklung. Die Investitionen sollen aber alsbald folgen, was ein Zeichen für eine wirklich robuste Konjunktur wäre. Auch in anderen europäischen Staaten wird ein solider Aufschwung erwartet, so in Frankreich, wo die EU-Kommission ein Wachstum um 1,1 % für 2015 prognostiziert. In Italien sollen es 2015 immerhin 0,6 % und 2016 schließlich 1,4 % werden. Griechenland bleibt hingegen ein prekäres Sorgenkind mit einer aktuellen Schuldenquote von 180 % und einer Arbeitslosenquote von 25,6 %.

Welche Folgen hätte ein Grexit wirklich?

Während sich Deutschlands Verbraucher keine Sorgen um den Grexit machen, malt der griechische Regierungschef Alexis Tsipras ein Horrorszenario für die Euro-Zone an die Wand, wenn sein Land wirklich aus der Währungsunion austreten müsste.
Alle aktuellen Pläne dürften wohl kaum genügen, die drohende Staatspleite abzuwenden, so der Stand vom 9. Juni 2015. In einem aktuellen Interview mit dem „Corriere della Sera“ beschwor nun Tsipras das “Ende der Eurozone” bei einem Grexit herauf. Die Märkte würden sofort beobachten, welches europäische Land ähnliche Schwierigkeiten haben könnte. Kandidaten seien Spanien und Italien, die wohl anschließend kaum noch Refinanzierungen zu vertretbaren Zinsen am Finanzmarkt fänden. Um weitere Wackelkandidaten zu retten, müssten die europäischen Steuerzahler anschließend tief in die Tasche greifen. Dass solche Warnungen vom griechischen Ministerpräsidenten kommen, verwundert vielleicht niemanden, jedoch äußern auch der deutsche Außenminister Frank-Walter und selbst US-Präsident Barack Obama ähnliche Befürchtungen, wie der SPIEGEL berichtet. Es gibt allerdings auch andere Meinungen, denn der französische Finanzminister Michel Sapin und sein Notenbankchef Christian Noyer sehen die Lage viel gelassener und sind überzeugt, dass Griechenland, nicht aber die Eurozone ein Problem hat. Die deutsche Kanzlerin hält wiederum die Griechenland-Rettung für “alternativlos”, was allerdings Beobachter darauf zurückführen, dass man bei einem Grexit ihre Rolle in der bisherigen Krise hinterfragen könnte.

Angesichts vieler widersprüchlicher Auffassungen zu den Folgen eines Grexits sollten die Fakten betrachtet werden: Für die Griechen wäre es wohl wirklich eine Katastrophe, denn das Land dürfte zunächst in eine tiefe Rezession stürzen. Allenfalls die Tourismusindustrie könnte leicht von einer neu eingeführten und alsbald abgewerteten Drachme profitieren, der Traumurlaub in Griechenland wäre auf einmal traumhaft günstig zu haben. Dem stehen im Land ein drohender Bankenkollaps, massenhafte Arbeitslosigkeit und Kapitalflucht gegenüber.

Doch was passiert mit Rest-Europa? Die Folgen sind nicht harmlos: Allein Deutschland hätte über 50 Milliarden Euro abzuschreiben, welche die Griechen uns aktuell schulden. Als noch prekärer bewerten nüchterne Beobachter die politischen Folgen, denn wenn Griechenland geht, wäre ein Euro-Austritt für schwache Staaten plötzlich salonfähig geworden. Dieser Schock könnte den Euro-Bund tödlich treffen oder zumindest auf eine Rest-Union schrumpfen lassen. Auch Wirtschaftswissenschaftler wie Rudolf Hickel (Uni Bremen) warnen: Griechenland würde damit als “Armutsland zementiert”, die psychologischen Folgen für Europa wären verheerend. Davon abgesehen hätten die europäischen Geldgeber – siehe Deutschland – ganz real richtiges Geld zu verlieren, was auf die Volkswirtschaften durchschlagen dürfte. Das deutsche Verbrauchervertrauen aus dem Frühjahr 2015 könnte dann im Nachgang wie ein Märchen erscheinen.

von Thomas Schulz

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