Bislang handelt es sich um eine gefühlte Stimmung der letzten Tage und Wochen, die sich noch nicht deutlich in harten Zahlen niederschlägt. Jedoch kann die dramatische Zuspitzung der Krise in Griechen ebenso wie der Ukraine-Konflikt die Verbraucher nicht vollkommen unbeeindruckt lassen. Im zweiten Quartal war nun ein leichter Dämpfer beim Verbrauchervertrauen zu messen, obwohl die meisten Europäer immer noch größere Anschaffungen planen. Das berichtete die Gesellschaft für Konsumforschung am 22.07.15.
Verbrauchervertrauen: Blick auf die Zahlen
Die Haushalte in einigen EU-Staaten rechnen noch mit steigenden Einkommen. Beide Zahlen zusammen bewirkten sogar einen leichten Anstieg beim europäischen Konsumklimaindex im Ganzen. Dieser stieg auf 10,8 von 9,8 im ersten Quartal 2015. Das ist immerhin ein Sieben-Jahres-Hoch. Doch einige der Kennzahlen sinken bereits. Sie können zwar das Gesamtergebnis (noch) nicht drücken, stellen aber nach Meinung der GfK-Experten wichtige Warnsignale dar.
Zu diesen Zahlen gehören gehört die Konjunkturerwartung, die um 1,5 Punkte auf 35,3 Zähler sank und damit andeutet, wie die Europäer über die wirtschaftliche Zukunft ihres Kontinents denken. Dementsprechend sind die Marktforscher aus Nürnberg skeptisch beim Blick nach vorn: Es sei davon auszugehen, dass sich in der europäischen Währungsunion die Stimmung in den Sommermonaten deutlich verschlechtern werde, betonte die GfK in einem Statement von dieser Woche.
Stimmung in einzelnen Staaten
In Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien sind die Bürgerinnen und Bürger wenig erfreut über die Aussicht, weiter aus eigener Tasche die griechischen Schulden tilgen zu müssen. Diese Staaten tragen entweder die größte Last der griechischen Schulden und/oder sind selbst durch eine Finanzkrise belastet (Spanien, Italien). In Osteuropa machen sich die Menschen sehr große Sorgen um die Ukraine.
Die Verbraucherstimmung in Deutschland bleibt ein starker europäischer Motor. Die Bundesbürger sind optimistischer als andere Europäer und immer noch viel ausgabefreudiger. Das liegt auch an den niedrigen Zinsen, die zum Sparen nicht motivieren.
In Griechenland sank das Verbrauchervertrauen auf einen Tiefststand der letzten Jahre. Schuld ist die drohende Staatspleite. Schlechte Konsumstimmung, Konjunkturpessimismus und die (realistische) Erwartung sinkender Einkommen bilden dort eine gefährliche Melange, aus der Konsumenten weder materiell noch psychologisch schnell wieder herausfinden werden. Das ist auch für die griechische Realwirtschaft nicht gut. Selbst wenn sich das Land mithilfe von europäischen Hilfen finanziell stabilisiert, dürften seine Einwohner auf Jahre lieber Euroscheine unter dem Kopfkissen horten als sie auszugeben.
Ifo-Geschäftsklimaindex sinkt bereits
Das deutsche Gewerbe wurde auch in nackten Zahlen schon vom sinkenden Ifo-Geschäftsklimaindex erfasst. Er ist im Juni auf 107,4 gegenüber 108,5 Punkten im Mai gesunken. Zuvor hatte es drei steigende Indexstände in Folge gegeben.
Experten sehen das mit Besorgnis: Die gewerbliche Wirtschaft erfasst in der Regel eine wirtschaftliche Situation sehr genau und lässt sich nicht von Sonntagsreden deutscher Politiker einlullen. Die Aussichten für unsere Wirtschaft sind gedämpft, das verarbeitende Gewerbe meldete sogar einen sehr deutlichen Rückgang. Noch droht keine Stagnation oder gar Rezession, die Unternehmen werden ihre Produktion nach wie vor leicht ausweiten. Dabei gehen sie aber wesentlich behutsamer vor als noch im ersten Quartal 2015. Auch der Großhandel meldet einen sinkenden Index, Kleinhändler sind inzwischen sogar verhalten pessimistisch. Das Bauhauptgewerbe meldet hingegen einen Lichtblick, das Geschäftsklima konnte sich noch einmal – das dritte Mal in Folge – verbessern.
Vergleichsweise hohes Niveau beim Ifo-Geschäftsklimaindex
Experten verweisen allerdings darauf, dass alles über 100 Punkten beim Ifo-Geschäftsklimaindex ein vergleichsweise hohes Niveau darstellt. Ein gewisser Rückgang sei angesichts der Sorgen um Griechenland und die Währungsunion vollkommen normal. Auch ist zu beachten, dass die politisch eher konservativen Unternehmer weitere Griechenlandhilfen eher wenig befürworten, denn sie tragen mit ihren Steuerzahlungen daran die Hauptlast – jedenfalls prozentual auf jede einzelne Unternehmerpersönlichkeit und ihr Einkommen bezogen.
Griechenland ist es aber nicht allein: Auch der Rückgang der Wirtschaftsbeziehungen nach Russland bereitet einigen deutschen Mittelständlern große Sorgen. Die EU-Sanktionen gegen Putins Reich wurden inzwischen bis Januar 2016 verlängert. Daher ziehen offenbar dunklere Wolken am deutschen Konjunkturhimmel auf.