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Vom Wirtschaftsprüfer zum Winzer – Umsatteln im Job
Was ist daran an den Geschichten, von Menschen, die sich völlig neu erfinden? Die aus ihrem gewohnten Job ausbrechen und etwas ganz anderes beginnen? Ist ein so drastischer Wechsel im Berufsleben überhaupt möglich?
von Charlotte Ruzanski
Vom Wirtschaftsprüfer zum Winzer – Umsatteln im Job. Beruflich noch mal ganz neu starten, fuer viele Menschen ein grosser Wunsch.
© Pixabay

Immer wieder hört man von Menschen, die ihrem alten Beruf den Rücken zugekehrt und sich vollkommen neu orientiert haben und seitdem glücklicher sind als je zuvor. Tatsächlich spielen viele Menschen im Laufe ihres Berufslebens mit dem Gedanken, dass die wahre Erfüllung doch in einem anderen Beruf auf sie wartet.

Viele finden im Beruf keine Erfüllung

Dem Personaldienstleister Kelly Services zufolge ist jeder siebte deutsche Arbeitnehmer überzeugt, den falschen Beruf zu haben. Beinahe jeder vierte hat seinen Job bereits innerlich gekündigt.

Das Problem dieser Unzufriedenheit im Job ist mitnichten ein rein persönliches. Denn wie Studien zeigen, sind Arbeitnehmer, die unzufrieden sind auch häufiger krank und weniger produktiv und das kann sich tatsächlich zu einem wirtschaftlichen Problem auswachsen.

Wenn gesellschaftliche Erwartungen zum Problem werden

Man mag sich fragen, woher diese Unzufriedenheit kommt. Immerhin leben wir in einer Zeit, in der man sich so frei wie noch nie zuvor entscheiden kann, welche Ausbildung und Arbeit man machen möchte. Dennoch haben noch nie so viele Menschen mit ihrem Beruf gehadert.

Tatsache ist, dass sich viele junge Menschen für einen Beruf entscheiden, der ihnen nicht gefällt, weil sie nach der Schule kaum Vorstellungen davon haben, was sie im Berufsleben erwartet. Gleichzeitig sind die Erwartungen der Eltern und Verwandten sowie der Einfluss der Gesellschaft enorm. Und so mancher entscheidet sich dann für einen angesehenen Studiengang wie BWL, Jura oder Medizin, obwohl er in einem handwerklichen Beruf eigentlich besser aufgehoben wäre – nur dass dort das Ansehen nicht so groß ist.

Wechseln oder nicht?

Wichtig ist, den Wunsch nach einem Neuanfang nicht zu ignorieren. Sinnvoll ist es auf jeden Fall, einen Coach zurate zu ziehen. Dieser kann bei einem Jobwechsel helfend zur Seite stehen, oder aber auch erkennen, wenn das Problem ein ganz anderes ist, und einem die Flausen austreiben.

Die gute Nachricht ist: Für eine sinnvolle Veränderung ist in vielen Fällen gar kein so drastischer Berufswechsel nötig. Für viele, die im Job unzufrieden sind, ist ein kompletter Neuanfang gar nicht nötig. Oft reicht es schon aus, die Abteilung zu wechseln und damit neue Aufgaben zu übernehmen, oder aus den Strukturen der Firma auszubrechen und in einem kleineren oder größeren Unternehmen noch einmal durchzustarten. Oft kann ein solcher Wechsel bereits über berufliche Durststrecken hinweghelfen.

Den Neustart wagen

Wer aber auch nach solchen Maßnahmen das Gefühl hat, im Beruf zu versauern, dem bleibt nichts anderes, als den Stier bei den Hörnern zu packen und noch einmal von Vorne zu beginnen.

Dabei sollten Neustarter einige Dinge beachten: Es ist zwar nicht unmöglich, komplett von Vorne anzufangen (das zeigen auch oft genug Berichte von Menschen, denen dieser Schritt gelungen ist), doch wer es wagt, der sollte ganz genau wissen, was er will und in jedem Fall mit ganzem Herzen dabei sein. Denn das Problem ist, dass viele Unternehmen Berufs-Aussteigern skeptisch gegenüberstehen und ihnen Sprunghaftigkeit nachsagen. Auch die fehlende Erfahrung im Beruf kann zum Hindernis werden.

Daher ist es wichtig, möglichst viel Praxiserfahrung zu sammeln. Hilfreich sind hier Weiterbildungen. Inzwischen gibt es auch immer mehr Masterstudiengänge, die auf ein geisteswissenschaftliches Studium aufgebaut werden können und das mögliche Berufsspektrum deutlich erweitern.

Und beim Neustart gilt mehr denn je: gute Kontakte sind das A und O! Und zu guter Letzt sollte man mit seinen Zusatzqualifikationen punkten. Denn was nicht übersehen werden darf, ist, dass Berufs-Aussteiger Kompetenzen mitbringen und über Fähigkeiten verfügen, die in dem neuen Beruf eigentlich nicht gefordert sind, die aber zu neuen Denkansätzen und Innovationen führen, die ein Unternehmen deutlich weiterbringen können. Mit diesem Bonus kann man bei der Bewerbung oder dem Vorstellungsgespräch auftrumpfen.

Zunehmend werden diese Qualifikationen auch von den Arbeitgebern als Chance erkannt und bereits jetzt setzen einige Branchen (allen voran die IT-Branche) auf Menschen, die beruflich umgesattelt haben.

von Charlotte Ruzanski

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