Unser Geldsystem hat einen mächtigen Haken: Die Tatsache, dass Geschäftsbanken Geld aus dem Nichts erschaffen können. Geld, das keinen realen Gegenwert in Devisen haben muss. Ohne diese magische Vermehrung von Buchgeld wären Kreditvergaben im großen Stil nicht machbar. Es gäbe aber eben auch keine nennenswerten Spekulationsblasen mehr. Das Risiko wirtschaftlicher Zusammenbrüche würde, so glauben Experten, minimiert.
Banken besitzen weniger Geld als sie verleihen
Heute besitzt eine Bank nur einen relativ kleinen Bruchteil ihres Buchgeldes tatsächlich in Form von Devisen. Obwohl wir mit dem Geld auf unseren Konten und Sparbüchern kaufen und handeln können, existiert ein Großteil dieses Geldes faktisch gar nicht. Der einzige Grund aus dem dieses System mit imaginiertem Geld funktioniert, ist der Glaube daran, dass die Bank uns im Fall der Fälle reales Geld auszahlen kann. Und natürlich kann sie das auch – aber nur bis zu einer gewissen Grenze. Würden alle Kunden einer Bank ihre Konten per Bar-Abhebung leerräumen wollen, würde das nicht funktionieren. Denn die Bank hat das Geld nicht. Sie wäre bereits nach einem kleinen Prozentsatz an Abhebungen zahlungsunfähig. Aus diesem Grund haben zum Beispiel die griechischen Geschäftsbanken vor einigen Jahren die Abhebungen extrem reglementiert, als ein Bank Run drohte.
In einem Vollgeld-System wären solche Schritte nicht mehr nötig. Dort ist es Banken verboten, Buchgeld zu schaffen – sie dürfen nur noch mit dem Geld arbeiten, dass sie real in Devisen vorliegen haben. Die Geldschaffung wäre beim Vollgeld allein den Notenbanken erlaubt. Diese können zwar theoretisch so viel Geld drucken, wie sie möchten – doch je mehr Geld sie real in Umlauf bringen, desto höher klettert die Inflation. Eine plötzliche Devisenflut wäre also nicht zu befürchten.
Mehr Sicherheit durch Vollgeld?
Den Bankkunden brächte das Vollgeld-System mehr Sicherheit: Sie wüssten, dass jeder Cent auf Konten und Sparbüchern auch tatsächlich existiert. Im Tresor ihrer Bank oder in Form von Anleihen bei der Zentralbank die das Geld zur Verfügung stellen kann. Auf der anderen Seite würde es deutlich schwieriger, Kredite zu erhalten. Denn schließlich dürften die Banken kein Geld mehr verleihen, das sie nicht auch wirklich besitzen.
Im Juni 2018 entschieden sich die Schweizer in einer Volksabstimmung gegen die Einführung des Vollgeldes. Nur rund ein Viertel der Bürger war für das Vollgeld. Dass Banken und Wirtschaftsverbände das Ergebnis begrüßten verwundert nicht. Aber selbst die Notenbank war dagegen gewesen. Das Argument: Es würde die Kreditvergabe erschweren. Kritiker hatten auch eingewendet, dass die Umstellung zu viele Risiken berge.