Reisende kennen das nicht nur aus den USA, sondern auch aus vielen anderen Ländern: Rund um die Uhr geöffnete Supermärkte, Apotheken und Geschäfte. Egal ob am Sonntag oder nach Mitternacht – an vielen Orten auf der Welt ist Shopping rund um die Uhr kein Problem. In Deutschland hingegen sind die Gesetze, mit denen die Öffnungszeiten geregelt werden, vergleichsweise streng. Nimmt man Restaurants, Kneipen und Kioske aus, so steht man in der Regel spätestens ab 22 Uhr und sonntags durchgehend vor verschlossenen Türen.
61 Prozent wollen Sonntags shoppen
Vielen Bürgern gefällt das nicht. Ganze 61 Prozent wünschen einer Emnid-Umfrage zufolge, dass die Inhaber selbst über die Öffnungszeiten entscheiden können. Bei einer von YouGov im Jahr 2016 durchgeführten Umfrage sah das allerdings noch anders aus. 64 Prozent sprachen sich gegen eine generelle Ladenöffnung am Sonntag aus. Die Unterschiede sind im Wesentlichen durch die Ausgangsfrage begründet – die Befragten antworteten unterschiedlich, je nachdem ob es um generelle Ladenöffnung am Sonntag ging oder lediglich um eine größere Entscheidungsfreiheit für die Unternehmer.
Die Befürworter erweiterter Öffnungszeiten argumentieren auf Kundenseite gerne damit, dass gerade Berufstätige dann bessere Einkaufsmöglichkeiten hätten. Einige Unternehmen versprechen sich höhere Umsätze und hoffen, der Online-Konkurrenz etwas entgegensetzen zu können. Allerdings ist dieses Anliegen nicht einhellig, denn auch in der Wirtschaft gibt es durchaus Gegner einer Liberalisierung.
Nachteile für Arbeitnehmer befürchtet
Bislang stützt sich der Gesetzgeber bei seinen Vorgaben auf Argumente wie die Arbeitnehmerrechte oder auch die besondere Stellung von Sonn- und Feiertagen. Ob diese Argumentation haltbar ist, ist aber fraglich. Denn zum einen gibt es eine Vielzahl an Arbeitnehmern und Selbständigen, die ohnehin auch an Sonn- und Feiertagen sowie nachts arbeiten. Dies würde lediglich auf den Einzelhandel ausgeweitet. Kritiker befürchten allerdings, dass in dem Fall Zuschläge für Nacht- und Feiertagsarbeit entfallen könnten, die Arbeitnehmer also Nachteile hätten.
Vor allem Gewerkschaften zeigen sich immer wieder als erbitterte Gegner einer Liberalisierung. Klagen von Gewerkschaften gegen verkaufsoffene Sonntage sind keine Seltenheit. Tatsächlich steht zu befürchten, dass Arbeitnehmerrechte noch stärker als bislang missachtet werden. Denn gerade im Einzelhandel haben die Beschäftigten mit niedrigen Löhnen, unbezahlten Überstunden und atypischen Beschäftigungsverhältnissen zu kämpfen.
Die in weiten Teilen bis heute gültigen Regelungen zu den Ladenöffnungszeiten wurden bereits vor rund 100 Jahren eingeführt. Ausnahmeregelungen gab es immer wieder punktuell. Dass eine weitreichende Lockerung etwa für generelle verkaufsoffene Sonntage, in absehbarer Zeit umgesetzt wird, gilt aber als unwahrscheinlich. Auf politischer Ebene ist die FDP die einzige Partei, die sich dafür ausspricht.